Das Haus liegt direkt am Ufer des Fuschlsees. Umrundet man den See, kommt man direkt daran vorbei, mit dem Pkw ist der Gebäudekomplex aber nur über eine Privatstraße zu erreichen, die auch mit einem Schranken absperrbar ist. Das Fischerhaus in Fuschl am See in Salzburg gehört der Tochter des Oligarchen Roman Abramowitsch, schreiben die Salzburger Nachrichten (SN). Er gilt als Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin. In der Region ist das längst bekannt.

Anna Abramowitsch hat das Anwesen im Jahr 2017 als Schenkung von einer britischen Staatsbürgerin erhalten – und zwar von der Gattin des ehemaligen FC-Chelsea-Direktors Eugene Tenenbaum, berichten die SN. Abramowitsch war damals Besitzer des englischen Erstligisten FC Chelsea. Nun sind durch ein neues Datenleak weitere Details bekannt geworden. 3,6 Millionen Dokumente mit dem Titel „Cyprus Confidential“ wurden von dem Recherchenetzwerk International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) aufgearbeitet, heißt es von den SN. Demnach kauften wohlhabende Russen, aber auch Ukrainer teure Wohnungen und Häuser in Österreich diskret über Briefkastenfirmen mit zyprischer Adresse. Das Datenleck dokumentiert also, wie das EU-Land unter anderem als sicherer Hafen für russische Oligarchen fungierte und für Finanztransaktionen genutzt wurde.

Die Spur führt auch nach Österreich – und demnach auch nach Salzburg. Der sanktionierte russische Oligarch Roman Abramowitsch wählte eine besonders verschachtelte Konstruktion für den Erwerb seiner Villa in Fuschl. Dem Leak zufolge gab Abramowitsch nicht nur für Immobilen viel Geld aus, sondern auch mehrere Millionen US-Dollar für Privatkonzerte von Popstars wie Robbie Williams oder den Black Eyed Peas. Auf Anfrage des Rechercheteams wollte er sich dazu nicht äußern.

Abramowitsch-Villa in Fuschl: Übertragung bereits vor Ukraine-Krieg

Aus den vom ICIJ ausgewerteten Dokumenten leitet sich, laut SN, die Geschichte des Kaufs folgendermaßen ab: Die besagte Britin soll den Kauf der Villa am See im Jahr 2007 um 11,3 Millionen Euro nicht selbst finanziert haben, sondern die Gesellschaft Farleigh International Limited – eine Briefkastenfirma mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln. Diese Gesellschaft schloss mit der Britin 2007 einen Kreditvertrag, der bis 2015 mehrmals verlängert und 2017 aufgelöst wurde. Aus einer Treuhandurkunde vom April 2017 geht zudem hervor, dass die Britin nie die wirtschaftliche Eigentümerin der Liegenschaft war, sondern diese nur treuhändisch für die Farleigh International Limited und deren wirtschaftlichen Eigentümer gehalten hat. Und dieser Eigentümer war kein Geringerer als Roman Abramowitsch.

Bereits im Jahr 2008 haben die SN detailliert über den Kauf der Fuschler Villa mit 2,3 Hektar Wald, 6600 Quadratmeter landwirtschaftliche Fläche und 640 Meter direkten Seezugang berichtet. Der damalige ÖVP-Bürgermeister Hartmut Schremser sprach damals von einem „Liebhaberpreis“, den die Britin bezahlt hätte. „Leistung und Preis passen überhaupt nicht zusammen.“

Villa „Waldschlössl“ in Burgau

Die Übertragung des Anwesens auf Anna Abramowitsch erfolgte im Jahr 2017, fünf Jahre bevor Roman Abramowitsch von der EU unter Sanktionen gestellt worden ist. Im März 2022 wurden die in der EU vorhandenen Vermögenswerte Abramowitschs eingefroren, er durfte zudem nicht mehr in die EU einreisen. Abramowitschs Tochter steht auf keiner Sanktionsliste, berichtet die SN. „Solange die sanktionierte Person nicht selbst im Grund- oder Firmenbuch aufscheint, kann keine Meldung im Sinne des Sanktionengesetzes erstattet werden“, hieß es zuletzt aus der für die Ermittlung zuständigen Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN).

„Das Verwandtschaftsverhältnis allein begründet laut Rechtsprechung des Obersten Gerichtshofs noch keine Kontrolle der sanktionierten Person über die Immobilie oder das Unternehmen.“ Sollte es den Verdacht geben, dass vorgeschobene Mittelsmänner und -frauen eingesetzt werden, komme es zu weiteren Ermittlungen der Taskforce. Diese sind laut DSN „herausfordernd, da die Eigentümerschaft oft bewusst verschleiert wird“.

„Waldschlössl“ auf Vertrauten Putins zurückzuführen

Unmöglich sei die Recherche jedoch nicht, schreiben die SN. Sie haben sich im Frühjahr 2023 auf die Spuren von verschleiertem russischen Vermögen gemacht. Das „Waldschlössl“ in St. Gilgen-Burgau, das im Mai vergangenen Jahres besetzt worden ist, ist auf den sanktionierten Ex-Vizepremier und Putin-Vertrauten Igor Schuwalow zurückzuführen. Auch er steht seit Ausbruch des Ukraine-Krieges auf der Sanktionsliste der EU.

Im Grundbuch des „Waldschlössls“ scheint nicht Schuwalow selbst auf, sondern eine österreichische Gesellschaft mit einem Salzburger Steuerberater als Geschäftsführer. Dieser wollte sich auf SN-Anfrage nicht dazu äußern. Die Gesellschaft wiederum ist im Besitz einer liechtensteinischen Anstalt. Erst über Recherchen gelangt man zur Familie Schuwalows.

Im Fall des Guts Schwarzenbach in St. Wolfgang ist ein Unternehmen mit Sitz in Limassol in Zypern als Grundeigentümer eingetragen. Recherchen führen über eine verschachtelte Firmenkonstruktion zu einem russischen Geschäfts- oder Strohmann, der in zumindest einer Briefkastenfirma aktiv war, die auf der Datenbank der Panama-Papers gelistet ist. Das Gut Schwarzenbach mit 13 Zimmern und 983 Quadratmetern steht nach wie vor zum Verkauf.