Wer im Gasthaus Kalbfleisch mag, will es hell. Das helle Fleisch kommt aber zu einem Großteil aus den Niederlanden. Und die Farbe bedeutet oft, dass das junge Tier einen Eisenmangel hat. Und wer in Österreich Rindfleisch isst, konsumiert damit auch Stiere, die auf einem Spaltenboden gehalten wurden. 70 Prozent aller geschlachteten Stiere stehen auf so einem Boden. Spaltenboden heißt: Ein 650 Kilogramm schwerer Stier hat drei Quadratmeter Platz und steht – wie man es leidvoll von Schweinen kannte – eben auf Spalten. Verboten ist das nicht. Der heute veröffentlichte Report des Vereines „Land schafft Leben“ hat zwei Jahre Recherche-Arbeit in sich, Dutzende Experten-Interviews wurden geführt und die Ergebnisse sind beeindruckend. Wenn auch nicht nur im guten Sinn. „Wir hatten bei noch keiner Recherche so große Schwierigkeiten, bei Bauern auf den Höfen zu filmen für unsere Videos, weil sie starke Hemmungen hatten, überhaupt zu zeigen, was sich hinter der Stalltür abspielt“, erzählt Vereinsgründer Hannes Royer bei der Präsentation Dienstagvormittag in Wien.
Mehr Transparenz, mehr Bewusstsein
Die Haltung, auch und vor allem auf den erlaubten Spaltenböden, würde Bauern davon abhalten, die nötige Transparenz für Konsumenten zu gewährleisten. Daher fordert Royer auch als politische Maßnahme, dass „eine Haltungskennzeichnung auf den Produkten eingeführt werden soll“. „Denn nur, wenn ich weiß, dass es eben einen Unterschied gibt zwischen Weidehaltung, einem eingestreuten System, einer Anbindehaltung und eben dem Vollspaltenboden, hab ich mehr Kriterien, als nur den Preis als Auswahl, ehe ich kaufe.“ Mit mehr Transparenz soll dem Konsumenten auch bewusster werden, was er kauft. Es gebe in der Untersuchung eine Diskrepanz zwischen Haltungsvorstellungen und Konsumverhalten. Ein breiter gesellschaftlicher Konsens für Tierwohl sei vorhanden, doch im Regal „greift der Konsument aber beinhart zum billigsten Produkt“, so Royer.
An sich ist Österreich ein Rundfleischland, es gibt eine Versorgung von 144 Prozent, das bedeutet, auch Österreich exportiert: jährlich 37.600 lebende Kälber nach Italien und Spanien. Doch wir importieren eben auch sehr viel, nämlich Fleisch von 80.500 Kälbern aus den Niederlanden. Dass es sich bei den niederländischen Kälbern um mangelernährte Tiere handelt, erklärt Maria Fanninger, ebenfalls Gründerin von „Land schafft Leben“ so: „Ab der zweiten Lebenswoche bekommen Kälber ein Futter bei uns, das auch Eisen enthält. Eisen aber macht das Fleisch dunkler und damit wird es als weniger hochwertig angesehen, obwohl das nicht stimmt.“ Und abgesehen von der Bevorzugung von weißem Fleisch, kommt natürlich auch der Tiertransport dazu. Und die Tatsache, dass Österreich selbst ja auch Kälber produziert, nämlich 56.100.