Fröhlich tanzende und singende Nonnen in einer Kapelle, Videos mit Gags wie "Die heilige Maria wäre heute bei 'Teenager werden Mütter' dabei" und mitten drin Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl. Das und mehr bringt der neue TikTok-Kanal der Diözese Graz-Seckau. Unter dem Namen "pov.jesus" werden dort Kurzvideos geteilt. "POV" bedeutet in den sozialen Medien so viel wie "aus der Perspektive von". Aus Sicht von Jesus sollen die Videos zwar nicht sein, Bischof Krautwaschl ist aber sicher: "Wäre Jesus heutzutage unterwegs, würde er auch TikTok nutzen und nicht nur übers Wasser gehen."
Mit dem TikTok-Kanal peilt die Diözese neue Zielgruppen an, wie Ideengeberin und Projektleiterin Anja Asel erklärt. "Wir wollen auch junge Menschen ansprechen, die mit Glauben und Kirche noch nichts zu tun haben." Das Potenzial sei groß. "14- bis 18-Jährige verbringen durchschnittlich drei bis sechs Stunden pro Tag auf Social Media, wenn wir als Kirche bei den Menschen sein wollen, müssen wir auf solchen Plattformen sein." Asel ist auch Religionslehrerin, TikTok will sie in den Unterricht integrieren. Ab jetzt heißt es in der Religionsstunde: "Schaut euch das auf TikTok an." Bisher musste Asel Videos am Beamer abspielen: "Für ein 30-sekündiges Video lohnt sich das nicht, die Kinder sind mit dem Handy viel schneller."
Der Hauptdarsteller auf den Videos ist Tobias Kogler. In einem Video tanzt der Jugendliche etwa mit dem 94-jährigen Pfarrer Peter Fliesser, in anderen erklärt er Inhalte des christlichen Glaubens: "Was ist ein Kreuzzeichen? Warum soll ich mich firmen lassen?" Die Fragen sind bewusst einfach gehalten. Den Klosterschwestern gefällt es jedenfalls, das Tanzbein zu schwingen: "Jesus hat sicher auch getanzt und gesungen", lacht Schwester Maria. Sie singt auf einem Video mit der Gitarre in der Hand Italo-Pop. Dutzende Kurzvideos wurden gedreht, Hunderte sollen über die Jahre folgen.
Philipp Axmann