Bereits 27 Femizide hat Österreich laut Innenministerium heuer zu verzeichnen. Nun hat die Bundesregierung Anfang der Woche beim Gewaltschutzgipfel Maßnahmen vorgestellt, um die hohe Zahl an Frauenmorden einzudämmen. Insgesamt sollen 25 Millionen Euro in den Gewaltschutz fließen: Neben der Präventionsarbeit werde dabei auch das Budget für die Täterarbeit erhöht.
Wie aber wird man selbst nicht zum (potenziellen) Täter? Laut Michael Kurzmann vom Verein für Männer- und Geschlechterthemen gilt es, das eigene Verhalten zu hinterfragen. "Man merkt es, dass die Partnerin oder der Partner sich erniedrigt, verletzt, gekränkt fühlt", erklärt der Psychoanalytiker und Psychotherapeut. So kann es beispielsweise sinnvoll sein, sich selbst zu hinterfragen: "Sehe ich meine Partnerin oder meinen Partner noch als Mensch mit eigenen Bedürfnissen, Interessen, Wünschen? Können diese auch in die Beziehung einfließen oder stehen nur die eigenen Bedürfnisse im Vordergrund, die der Partner oder die Partnerin erfüllen soll?"
Ebenso wichtig: Übernimmt man in Konfliktsituationen die Verantwortung für das eigene Verhalten oder schiebt man seinem Gegenüber die Schuld dafür zu?
Wie man nicht zum Täter wird
Um (psychische wie auch physische) Gewalt zu vermeiden, sollte man das eigene Verhalten in einem ersten Schritt genau reflektieren. "Was sind eigentlich so Situationen, die mich frustrieren oder in denen Stress in mir aufsteigt? Wie bin ich bisher mit diesen Situationen umgegangen und gibt es vielleicht auch andere Reaktionsweisen?" Dabei sollte man sich auch die Frage stellen, ob sich auch anders mit solchen Situationen umgehen lasse. "So, dass es für mich selbst und auch mein Umfeld angenehmer und weniger schädigend ist?"
Kurzmann weist allerdings darauf hin, dass es sich dabei nur um einen ersten Schritt handeln kann. Ein wichtiger Schritt im Lernprozess sei es, die eigenen Emotionen wahrzunehmen und auszudrücken. Für Männer, denen das schwerfällt, können professionelle Beratung oder Psychotherapie hilfreich sein.
Hilfsangebote für Männer
Bereits Ende 2021 ist die Krisenhotline "Männerinfo" ins Leben gerufen worden, die Burschen und Männern in Konfliktsituationen helfen und Anti-Gewalt-Trainings, Schlafstellen und Beratungen vermitteln soll. Ein Schritt in die richtige Richtung, wie Michael Kurzmann findet. "Das ist eine Hotline, die wirklich durchgehend erreichbar ist. Das wäre zum Beispiel eine Ressource, die man in Anspruch nehmen kann, wenn man merkt: 'Mich belastet etwas, ich komme nicht zurecht, ich schaffe das nicht und bin zunehmend unter Druck. Ich nehme mir jetzt quasi ein Time-Out und spreche mit jemanden darüber.'"
Eine andere Möglichkeit ist es, bei der Männerberatung anzurufen und sich einen Termin geben zu lassen, beispielsweise für Beratungsgespräche oder Trainingsprogramme.
Anmerkung: Dieser Artikel ist zuerst bei "Futter", dem jungen Magazin der Kleinen Zeitung, erschienen.
Claire Herrmann