Oben ohne schwimmen: Was bei Männern nicht weiter beachtet wird, scheint bei Frauen immer wieder für Aufsehen zu sorgen. Das hat erst jüngst eine Diskussion gezeigt, die darüber entbrannt war, ob sich denn Grazerinnen oben ohne an der Mur sonnen dürften. (Spoiler: Ja, sie dürfen. Laut Landespolizeidirektion gibt es kein Gesetz, dass es Frauen grundsätzlich verbietet, oben ohne an der Mur zu liegen. Im schlimmsten Fall könnte es sich um eine Anstandsverletzung oder eine Ordnungsstörung handeln, heißt es bei der Polizei: "Aber da braucht es eine Einzelfallprüfung.")
Auch in der deutschen Stadt Göttingen wurde zunächst aufgeregt darüber debattiert, ob man denn barbusig schwimmen gehen dürfe. Denn das ist in der Universitätsstadt seit Mai testweise an der Tagesordnung - zumindest an den Wochenenden. Dann nämlich darf in den Bädern der Stadt von allen Menschen ausdrücklich oben ohne gebadet werden, unabhängig von ihrem Geschlecht. Ausgelöst wurde die Debatte durch eine Person, die sich weder als Mann noch als Frau definiert, und im Sommer 2021 in einem Göttinger Freibad kurzerhand oben ohne schwimmen gegangen ist. Das Problem: Das Bad sah die Person als Frau an und sprach damals einen Verstoß gegen die Badeordnung aus.
Göttingen: Kein Unterschied zwischen männlicher und weiblicher Brust - zumindest am Wochenende
Weil die seit Mai andauernde Testphase bisher erfolgreich verlaufen ist, soll diese nun dauerhaft ausgedehnt werden. Laut deutschen Medienberichten will der Sportausschuss von Göttingen in seiner kommenden Sitzung am 15. September eine entsprechende Regelung beschließen.
Aktivistinnen und Aktivisten der Gruppe "Bündnis Gleiche Brust für Alle" setzen sich derweil dafür ein, dass die nun seit Mai geltende "Oben ohne"-Regelung weiter gelockert und nicht nur am Wochenende gelten soll, sondern auf alle Wochentage ausgeweitet wird. Da von Seiten der Göttinger Sport- und Freizeit GmbH nichts gegen eine Fortsetzung der Testphase spreche, gebe es "keine Berechtigung, die Gleichberechtigung in den öffentlichen Schwimmbädern weiter einzuschränken", hieß es von Seiten des Bündnisses.
Auch die norddeutsche Stadt Kiel ist dem Beispiel Göttingen vor wenigen Tagen gefolgt und hat eine ähnliche Regelung erlassen. Zum Schwimmen müssen Menschen dort künftig nur noch mindestens die primären Geschlechtsorgane bedecken.