Das Video einer 36-Jährigen, die auf einer Party ausgelassen tanzt und feiert. Darüber würde sich wohl niemand wirklich aufregen – würde es sich dabei nicht um eine ranghohe Politikerin handeln. Die Rede ist von Sanna Marin. Die finnische Premierministerin steht seit vergangener Woche in der Kritik, weil Videos an die Öffentlichkeit gelangt sind, in denen sie ausgelassen tanzt und feiert. 

So sollten sich Politikerinnen und Politiker nicht zeigen: Das sagen die Einen. Die Anderen feiern Marin dafür, dass sie neben ihrem Job als Politikerin privat Spaß hat. Um ihre Solidarität mit Marin zu bekunden, posten Frauen (und Männer) nun weltweit Tanzvideos von sich, auf denen sie ebenso hemmungslos feiern und tanzen wie die finnische Regierungschefin. Unter dem Motto "We stand by you Sanna Marin" (deutsch: "Wir stehen dir bei, Sanna Marin") möchten sie mit den Clips ihre Solidarität mit der finnischen Politikerin demonstrieren.

Unter den Postenden finden sich auch einige Politikerinnen und Politiker, wie zum Beispiel Henrike Brandstötter, NEOS-Politikerin ...

... oder die australische Politikerin Fiona Patten, die ihr Party-Foto ironisch mit den Worten "If letting off steam at a party is the worst thing your prime minister has done, then you're a pretty lucky country" (deutsch: "Wenn Dampfablassen auf einer Party das Schlimmste ist, was euer Premierminister getan hat, dann seid ihr ein ziemlich glückliches Land") kommentiert:

Eines der meistgeklickten Videos zum Hashtag #solidaritywithsanna ist dieser Clip, der dänische Frauen beim solidarischen Feiern zeigt:

Nicht nur Frauen zeigen ihre Solidarität mit Marin, sondern auch Männer. Unter anderem der deutsche Bundestagsabgeordnete Stefan Seidler:

Kritik reißt nicht ab: Anzügliches Foto aufgetaucht

Mittlerweile wurde bekannt, dass der Drogentest, dem sich Marin nach der öffentlichen Kritik unterzogen hatte, negativ ausgefallen ist. Das teilte die finnische Regierung am Montag in Helsinki mit. Die Kritik an ihr reißt jedoch nicht ab: Nun musste sich die Ministerpräsidentin Anfang der Woche abermals öffentlich entschuldigen. Der Grund: Ein anzügliches Foto, das in ihrer Abwesenheit auf ihrem Amtssitz Kesäranta in Helsinki aufgenommen wurde. Zu sehen sind darauf zwei sich küssende Frauen, die ihre entblößten Brüste mit einem Schild bedecken, auf dem "Finnland" steht. Eine Ex-Teilnehmerin des "Miss Finnland"-Wettbewerbs hatte das Foto auf TikTok veröffentlicht.

"Das Foto ist unangemessen, ich entschuldige mich dafür", sagte Marin am Dienstag bei einer Pressekonferenz, bei der auch Staatspräsident Sauli Niinistö zugegen war. Auf die Frage hin, ob er meine, dass die nationale Sicherheit in der fraglichen Nacht kompromittiert gewesen sei, antwortete dieser: "Ich denke nicht, dass in dieser Nacht etwas Besonderes passiert ist." Sanna Marin erklärte, dass sie Freunde in ihren Amtssitz eingeladen habe, die dort "den Abend verbracht" und "in die Sauna gegangen" seien. Sie selbst sei an dem Abend nicht anwesend gewesen.