Dass der Klimawandel menschengemacht ist, darüber wird mitunter kontrovers diskutiert. Weniger allerdings unter Forschenden (die sich größtenteils einig sind), sondern viel mehr von selbsternannten "Klima-Skeptikern", die in den Kommentarspalten diverser Social-Media-Kanäle allerlei Behauptungen von sich geben. Liest man sich entsprechende Kommentare durch, wird der Klimawandel als "Panikmache" oder gar als "Klimahysterie" abgetan. Auch von "Propaganda" ist schnell mal die Rede – man kennt das Wording bereits von der Coronapandemie.

Damit "Fake News" von Klimawandel-Leugnerinnen und -Leugnern gar nicht erst die Runde machen, ist es wichtig, diese frühzeitig zu entlarven. "Die Wunderwaffe gegen haltlose Argumente von Klimawandel-Leugnerinnen und -leugnern sind harte Fakten, wie man sie im aktuellen Sachstandsbericht des Weltklimarates finden kann", sagen Stefanie Hölbling und Georgios Thalassinos vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz. Wie man auch als Laie die vermeintlichen Argumente von "Klima-Skeptikern" mit einfachen Fakten entkräften kann, erklären die beiden Forschenden anhand der gängigsten Mythen auf Basis des IPCC-Sachberichts:

Mythos 1: "Klimaveränderungen gab es doch schon immer"

HÖLBLING/THALASSINOS: Veränderungen in der globalen Temperatur sind im Laufe der Erdgeschichte natürlich immer wieder aufgetreten. Ein prominentes und allgemein bekanntes Beispiel sind die wärmeren Temperaturen zur Zeit der Dinosaurier. Trotzdem zeigen Temperaturaufzeichungen und Modellrechnungen, dass der rapide Anstieg der Oberflächentemperatur, wie wir ihn derzeit erleben, in dieser Geschwindigkeit noch nie aufgetreten ist. Konkret wurde beobachtet, dass die Temperatur in keinem 50-Jahreszeitraum in den letzten zweitausend Jahren so schnell gestiegen ist, wie in den Jahren seit 1970.

Mythos 2: "Der Temperaturanstieg ist auf natürliche Vorgänge zurückzuführen, der Mensch hat damit nichts zu tun"

HÖLBLING/THALASSINOS: Der momentane Temperaturanstieg ist allein durch natürliche Vorgänge nicht zu erklären. Bei den natürlichen Faktoren ist zwischen externen Faktoren (also jenen, die von außerhalb unser Klimasystem beeinflussen, wie zum Beispiel Sonneneinstrahlung oder Vulkanaktivitäten) und internen Faktoren (beispielsweise Wechselwirkungen zwischen Ozeanen und der Atmosphäre) zu unterscheiden. Sowohl externe als auch interne Faktoren haben in der Vergangenheit das Klimasystem der Erde beeinflusst und beeinflussen es auch heute noch. Jedoch finden diese Abläufe auf viel längeren Zeiträumen statt und haben sich in den letzten Jahren nicht wesentlich verändert, um den beobachteten Temperaturanstieg erklären zu können.

Der Temperaturanstieg, den wir in den letzten Jahrzehnten beobachten, kann in Modellen nur simuliert und erklärt werden, wenn durch den Menschen verursachte Treibhausgase (die beispielsweise bei der Verbrennung von fossilen Energieträgern entstehen) mitberücksichtigt werden. Ohne den menschlichen Einfluss zeigen die Modelle einen viel geringeren bis keinen Temperaturanstieg. So heißt es im aktuellen Sachstandsbericht des Weltklimarates: "Es ist eindeutig, dass der Einfluss des Menschen die Atmosphäre, den Ozean und die Landflächen
erwärmt hat."

Stefanie Hölbling (Doktoratsstudentin im Bereich Carbon Management) und Georgios Thalassinos (wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Entwicklung der Graz Climate Change Indicators) vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz
Stefanie Hölbling (Doktoratsstudentin im Bereich Carbon Management) und Georgios Thalassinos (wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Entwicklung der Graz Climate Change Indicators) vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz © Universität Graz/Wegener Center für Klima und Globalen Wandel

Mythos 3: "Der CO₂-Ausstoß von Menschen ist viel zu gering, als dass er Einfluss auf das Klima nehmen könnte"

HÖLBLING/THALASSINOS: Im natürlichen Kohlenstoffkreislauf wird die jährlich an die Atmosphäre abgegebene Menge an Kohlenstoffdioxid (CO₂) von den Ozeanen wieder aufgenommen. Somit besteht ein Gleichgewicht an CO₂ im Klimasystem. Die Menge, die in der Atmosphäre bleibt, ist also im Jahresmittel konstant. Durch menschliche Aktivität wird aber eine zusätzliche Quelle an Kohlendioxid geschaffen, die einen Überschuss erzeugt, den die Natur auf einer so kurzen Zeitskala nicht ausgleichen kann. Die Konzentration erhöht sich somit in einer Größenordnung, die Auswirkungen auf die Oberflächentemperatur hat.

Mythos 4: "Dürren sind doch kein Problem, durch die Hitze kommt es ja nach einer Zeit auch wieder zu Unwettern"

HÖLBLING/THALASSINOS: Dürren sowie Unwetter treten durch den Klimawandel im Allgemeinen intensiver und häufiger auf. Ist der Boden nach einer Dürre bereits zu lange trocken, ist er nicht mehr in der Lage, den Regen aus Unwettern aufzunehmen. Das Wasser versickert nicht im Boden, sondern rinnt ab. Dass das Wasser nicht einsickert, hat zur Folge, dass sich weder Boden noch Vegetation trotz der Unwetter nicht regenerieren können.

Zudem können große Mengen an abfließendem Wasser unter anderem zu
Hochwasser, Hangrutschungen oder Muren führen. Langanhaltende Dürren in Kombination mit starken Unwettern können somit sowohl Vegetation, Landwirtschaft und uns Menschen direkt negativ
beeinflussen.

Mythos 5: "Die Wissenschaft ist sich doch selbst nicht einig über den Klimawandel"

HÖLBLING/THALASSINOS: Studien zeigen, dass mehr als 90 Prozent der Klimaforschenden davon überzeugt sind, dass der Mensch den gegenwärtigen Klimawandel verursacht. Eine weitere Studie hat herausgefunden, dass 99 Prozent der rund 54.000 wissenschaftlichen Publikationen zum Thema zu dem Schluss kommen, dass der Klimawandel menschengemacht ist. Erst 2021 sind wieder einmal 43 nationale Wissenschaftsakademien mit einer gemeinsamen Stellungnahme an die Öffentlichkeit getreten, in der sie ihre Einigkeit über den Klimawandel kundtaten", so die Experten vom Wegener Center.