Gesehen, geklickt, gekauft. Der Einkauf via Mausklick erfreut sich wachsender Beliebtheit - und das nicht erst seit der Pandemie. Statistiken zufolge haben vergangenes Jahr 54,2 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher im Alter zwischen 16 und 74 Jahren Online-Shopping genutzt. Das Problem: All die bestellten Packerl müssen geliefert werden. Dabei ist der Transportsektor ohnehin schon einer der größten Verursacher von CO2.
Damit der zugehörige Liefer-Verkehr nicht überhand nimmt, hat man sich bei den Wiener Linien etwas einfallen lassen: Wie wäre es denn, wenn die Packerl einfach in der Bim transportiert werden würden, mit Hilfe der Fahrgäste? Die Straßenbahnen sind ja schließlich ohnehin unterwegs.
Unterwegs mit Packerl
"Innovative Klima-Projekte haben bei den Wiener Linien einen ganz großen Stellenwert", so Geschäftsführerin Alexandra Reinagl. Bei Realisierung des Projektes könnten laut Wiener Linien bis zu 20 Prozent der aktuell durch Pakettransporte entstehenden Treibhausgase eingespart werden. Aber wie soll das im Detail aussehen?
Mittels einer App würde zunächst analysiert werden, auf welchen Routen teilnehmende Fahrgäste täglich unterwegs sind. Die App wäre es dann auch, die alles weitere koordiniert. Auf den analysierten Routen basierend würde sie den Teilnehmenden dann Packerl vorschlagen, die entlang der gefahrenen Strecken zu transportieren wären. Mit Hilfe eines QR-Codes könnten die Fahrgäste die Packerl in Paketboxen bei Öffi-Stationen abholen - und am Zielort angekommen in ebendiesen auch wieder ablegen.
Fahrgäste als Zusteller?
"Bevor diese Idee Realität werden kann, wollten wir von unseren Fahrgästen wissen, wie sie zum nachhaltigen Pakettransport stehen", erklärt Geschäftsführerin Alexandra Reinagl. Deswegen hat man gemeinsam mit dem Forschungsinstitut Fraunhofer Austria vor kurzem untersucht, ob und unter welchen Bedingungen Fahrgäste bereit wären, Pakete in den Öffis zu transportieren.
Das Ergebnis der Befragung, an der über 6.000 Menschen teilgenommen haben: 90 Prozent der Teilnehmenden würden es begrüßen, wenn an ihrer Haltestelle ein Paket auf sie wartet. Und 67 Prozent der Befragten wären sogar selbst bereit, ein Packerl transportieren. Von jenen, die sich als "Zusteller" anbieten würden, würden sich allerdings Dreiviertel eine Belohnung erwarten. Wie diese aussehen könnte, wird aktuell geprüft.
Nachfolgeprojekt läuft
Auf Nachfrage hieß es von Seiten der Wiener Linien, dass die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie in ein Nachfolgeprojekt einfließen, das noch heuer im Sommer vorgestellt wird. "In diesem Projekt sollen auch erste Testszenarien sowie die praktische Umsetzung geprüft werden", so Pressesprecherin Katharina Steinwendtner.
Claire Herrmann