"Ich hab' 'nen Puff und meine Puffmama heißt Layla. Sie ist schöner, jünger, geiler (...) Die schöne Layla, die geile Layla. Das Luder Layla, unsre Layla (...)." Nicht nur in Deutschland, auch in Österreich sorgt der umstrittene Ballermann-Hit "Layla" wegen dieser Zeilen seit einigen Tagen für Furore. Der Song von DJ Robin und Schürze wird von vielen Menschen als sexistisch empfunden. Die Veranstalter von Volksfesten in Düsseldorf und Würzburg sind sogar so weit gegangen, dass das Stück auf ihren Veranstaltungen nicht gespielt werden durfte. Auch wenn die Sexismus-Debatte um "Layla" aktuell hohe Wellen schlägt, neu sind solch fragwürdige Songtexte am Ballermann nicht.
Bedenkliche Bierzelt-Songtexte
Eines der vermutlich bekanntesten Beispiele: Das "Donaulied". Ursprünglich ein Lied aus dem 19. Jahrhundert, in dem die Vergewaltigung eines am Donauufer schlafenden Mädchens besungen und verharmlost wird ("Einst ging ich am Rande der Donau entlang / Ein schlafendes Madel am Ufer ich fand / Ihr schneeweißer Busen war halb nur bedeckt / Sie hatte die Beine weit von sich gestreckt / Ich machte mich über die schlafende her / Ohohoholalala / da hört sie das rauschen der Donau nicht mehr / Ohohoholalala"). Auch von Entertainer Mickie Krause gibt es eine "Ballermann-Version" des Songs - allerdings mit vermeintlich entschärftem Text. Darin wacht das Mädchen auf und es kommt zum einvernehmlichen Geschlechtsverkehr ("Da wachte sie auf und sie sagte: 'Komm her' / Ohohoh, olalala / Wir hörten das Rauschen der Donau nicht mehr.").
In Bierzelten wird der Song - auch in der Originalversion - noch heute oft gegrölt, weswegen eine Passauer Studentin 2020 eine Petition gegen das Originallied gestartet hat ("Aktion gegen Bierzelt-Sexismus"). Auf der Website heißt es dazu: "Sprache formt das Denken. In diesem alten Volkslied vermittelt der umgeschriebene Text ein Weltbild, welches sexuelle Gewaltfantasien gegen Frauen normalisiert und verherrlicht. Deswegen stellt das Donaulied eine Form sexueller Gewalt dar."
Sexismus & der Ballermann: Frauen als (Sex-)Objekt
Aber nicht nur das Donaulied liefert einen fragwürdigen Songtext, sondern auch andere Ballermann- und Schlager-Hits. Im Song "Herzspion" singt das Schlagerduo "Fantasy" beispielsweise: "Ich zeig dir gerne meinen goldenen Colt / Komm sei ehrlich, das hast du so gewollt".
Mindestens so bedenklich sind die Lyrics von HONK! und Dejay Matze bei ihrem Song "Anna-Lena". Besungen wird besagte Dame mit den Zeilen: "Geiler Arsch, geiler Blick, geiles Stück, Anna-Lena". Ikke Hüftgold, der als Produzent an "Layla" mitgewirkt hat, hat bereits vor zehn Jahren gemeinsam mit Lorenz Büffel mit "Ich will Sex mit dir Carmen" von sich reden gemacht. Ein weiterer markanter Titel aus seinem Portfolio: "Dicke Titten, Kartoffelsalat".
Sexistische Lyrics finden sich natürlich längst nicht nur am Ballermann, sondern auch in anderen Genres, wie zum Beispiel dieser Twitter-User zu bedenken gibt:
Musikindustrie: Sexism sells?
Die bis hierher genannten Songs sind - obgleich ihrer Texte - Hits. Sie wurden tausend-, wenn nicht millionenfach geklickt. Allein auf Spotify ist "Layla" bisher über 41 Millionen Mal gestreamt worden. In einem Interview mit dem deutschen Spiegel hat Dominik de Léon - er ist Mitbegründer des Plattenlabels, das "Layla" veröffentlicht hat - gesagt, dass Songs unter anderem dann erfolgreich würden, wenn sie polarisieren. Auch wenn er wisse, dass der Songtext politisch nicht korrekt sei.
"Layla" wurde gestern Abend außerdem gestern Abend bei "Stern TV" thematisiert. Die Schweizer Politikwissenschaftlerin Regula Stämpfli sprach davon, dass die Macher des Songs "ganz gezielt einen Skandal produziert" hätten, es handele sich um einen "kalkulierten Skandal". Produzent Ikke Hüftgold - der ebenfalls zu Gast war - meinte hingegen: "Es war nicht unsere Idee dahinter, absolut null, aber es ist jetzt so, wie es ist."
"Layla": Jetzt in jugendfreier Version
Zwischenzeitlich wurde bekannt, dass es "Layla" nun auch in jugendfreier Version geben wird. Dem Produzenten Ikke Hüftgold zufolge würden schließlich auch Kinder den Song hören. RTL gegenüber ließ er verlauten: "Wir sehen ein, dass es auch noch eine andere Version des Songs geben muss." Statt "Puff" solle demnach „Wuff“ gesungen und aus der „Puffmama“ solle eine „Hundemama“ gemacht werden.
Am 31. Juli sollen DJ Robin und Schürze mit dieser kinderfreundlichen Version im "ZDF Fernsehgarten" auftreten. Die ursprüngliche Version des Songs werde man aber dennoch weiterhin beibehalten.
Claire Herrmann