Die Kleine Zeitung hat auf Basis einer beauftragten Evaluierung durch das Umweltbundesamt konkrete Maßnahmen für den Klimaschutz definiert. Dabei geht es nicht um PR oder Abo-Abschlüsse, sondern um unsere Zukunft. Auch wenn sich der Klimawandel schon länger angekündigt hat, wird vielen erst jetzt bewusst: Es herrscht tatsächlich Alarmstufe rot. Tiere, die vom Aussterben bedroht sind, lange Trockenperioden, verheerende Unwetter - die Auswirkungen sind deutlich spürbar.
Genau deshalb müssen sowohl Einzelpersonen als auch Konzerne die Initiative ergreifen. Zertifikate und Gutachten klingen oft vielversprechend, sind bei genauerer Betrachtung aber nicht immer aussagekräftig. Genau deshalb hat sich die Kleine Zeitung dazu entschlossen, eine Treibhausgasbilanz vom Umweltbundesamtes erstellen zu lassen. Mit diesem Schritt übernimmt die Kleine Zeitung eine Vorreiterrolle in der Medienbranche - und dieser Schritt zeigt, wie Ernst die Lage ist.
„Uns ist bewusst, dass Nachhaltigkeit ein sehr wichtiges Thema ist und wir wollen unseren Beitrag dazu leisten. Wichtig ist auch, dass wir dazu fundierte Erkenntnisse haben“, sagt Kleine Zeitung Marketing-Leiterin und Auftraggeberin der Studie Andrea Rachbauer. „Natürlich macht man sich dadurch angreifbar, aber gerade als Medium müssen und wollen wir transparent sein. Deshalb haben wir uns dazu entschieden.“ Untersucht wurde nicht nur die Kleine Zeitung, sondern auch die vor- und nachgelagerte Kette - also unter anderem Druckerei und Lieferdienst.
Überraschende Ergebnisse
Die Ergebnisse, die nach acht Monaten Recherche nun vorliegen, liefern durchaus Überraschungen. Veröffentlicht werden sie im Sinne der Transparenz. Rachbauer: „Wir wollen uns bewusst von Greenwashing distanzieren und mit echten Ergebnissen arbeiten, nicht mit schöngeredeten Studien.“ Außerdem hat das Unternehmen auf Worte Taten folgen lassen und - abgeleitet von den Ergebnissen - aktive Schritte im Sinne des Klimaschutzes gesetzt.
Wie sich herausstellt, liegt bei der gedruckten Ausgabe der Kleinen Zeitung entgegen der Erwartungen weniger Aufholbedarf als in manch anderen Bereichen. „Wir hätten gedacht, dass der CO2-Ausstoß bei der Print-Ausgabe höher liegt, doch wir haben gute Vergleichswerte, wenn man zum Beispiel deutsche Zeitungen hernimmt, die noch nicht auf Recyclingpapier umgestellt haben“, sagt Rachbauer. Weitaus mehr Verbesserungspotenzial gibt es laut Ergebnis im Bereich der Zustellung der Zeitung, bei der großteils Diesel-Fahrzeuge eingesetzt werden: „In diesem Zusammenhang sind wir bereits in Abstimmung mit der Styria, die diesbezüglich das Management über hat, um zu sehen, wie wir das optimieren können.“ Das Logistikunternehmen der Styria hat die dieselbetriebene Pool-Flotte mit drei E-Autos ersetzt - wegen ihrer Umweltfreundlichkeit und auch wegen des Lärmschutzes in der Nacht. Generell bemüht sich auch die Styria Media Group, den eigenen CO2-Abdruck zu verkleinern. Dazu wurde bereits ein umfangreiches CSR-Projekt gestartet.
E-Autos und Öffis
Auch intern will die Kleine Zeitung beim Thema Mobilität ansetzen. Laut Claudia Fröhlich, Leitung von Organisation und Finanzen, setzt man seit Abwicklung der Studie bei Dienstwagen verstärkt auf E-Autos. Aktuell werden Anreize erarbeitet, die den Umstieg auf Öffis für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter attraktiver machen sollen. Es gibt zum Beispiel schon jetzt Zuschüsse zum Klimaticket. „Während der Corona-Zeit haben wir außerdem Homeoffice-Modelle getestet, die sehr gut funktioniert haben“, sagt Fröhlich. Auch nach der Pandemie soll die Möglichkeit zur Heimarbeit bestehen bleiben. „Dadurch pendeln die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weniger. Durch die Homeoffice-Richtlinie wird also auch auf einen geringeren CO2-Ausstoß eingezahlt.“ Ein weiterer Schritt, der bereits umgesetzt worden ist und den auch David Fritz, Experte des Umweltbundesamtes (siehe Interview unten) begrüßt, ist die Umstellung auf Öko-Strom.
Aber Nachhaltigkeit geht weit über das Styria Media Center, das übrigens ein Green Building ist, hinaus - es betrifft jeden Einzelnen und jede Einzelne. „Die Marke Kleine Zeitung steht für eine lebenswerte Region“, sagt Rachbauer. „Als Arbeitgeber wollen wir die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dazu motivieren, dass das auch privat gelebt wird.“ All das gehe Hand in Hand mit den Maßnahmen - und auch der Berichterstattung. “Als Medium haben wir die Power und Plattform, um Bewusstseinsbildung zu schaffen und Initiativen ins Leben zu rufen, an denen sich alle beteiligen können”, sagt Rachbauer. Mit neuen Formaten wie “Futter for Future” soll das Thema Nachhaltigkeit noch stärker kommuniziert und einmal mehr zum Handeln aufgerufen werden. „Und auch im Marketing-Bereich achten wir darauf, dass Goodies regional produziert werden und wir grüne Events organisieren.“
Wie ernst es die Kleine Zeitung mit dieser Initiative meint, zeigt die Tatsache, dass sie sich auf allen Ebenen widerspiegelt. Es geht dabei nicht um PR-Kampagnen mit Ablaufdatum oder befristete Themenschwerpunkte. Es geht um Schritte, die spürbare Veränderung bringen - denn am Ende geht es bei Klimaschutz auch um unser aller Zukunft. Geschäftsführer Thomas Spann: „Wir gehen dieses Thema umfassend und aktiv an, denn es gibt keine Alternative.“
David Fritz, Experte des Umweltbundesamtes, im Interview
Die Kleine Zeitung hat das Umweltbundesamt beauftragt zu bewerten, wie klimafreundlich sie wirtschaften. Machen das viele Firmen?
David Fritz: Die Zahl der Unternehmen, die so eine Studie beauftragen, hat in den letzten Jahren zugenommen. Ich glaube, dass die Firmen das mittlerweile nicht nur als Kommunikations-Anreiz sehen, sondern auch der persönliche Druck steigt, weil die Auswirkungen spürbar werden.
Wie läuft so eine Studie ab?
Fritz: Eine umfassende Treibhausgasbilanz ist der erste Schritt und Grundlage für den Klimaschutzplan, in dem Maßnahmen zur Besserung festgelegt werden.
Welche Bereiche des Unternehmens haben Sie dabei untersucht?
Fritz: Im Wesentlichen sind das drei Bereiche: Die Recherchetätigkeit, die Druckerei und die Auslieferung. Dazu gab es mehrere Abläufe, Telefongespräche und Calls, wo Daten gesammelt und nachvollziehbar gemacht worden sind.
Was verstehen Sie unter dem Bereich “Recherchetätigkeit”?
Fritz: Dazu gehört etwa auch die IT-Infrastruktur, oder die Nutzung der Geräte. Da haben wir zum Beispiel eine hohe durchschnittliche Nutzungsdauer der einzelnen Geräte festgestellt.
Wie lange dauert so eine Erhebung?
Fritz: Das kommt darauf an, welches Bilanzjahr man auswählt. Manchmal sind schon Daten auf Knopfdruck vorhanden. Wenn das Bilanzjahr weiter zurückgeht, muss man oft Papierrechnungen aus dem Keller rausholen, um alles nachvollziehen zu können. Im Falle der Kleinen Zeitung hat Corona für eine leichte Verzögerung gesorgt.
Und wie sehen die konkreten Ergebnisse aus?
Fritz: Was positiv aufgefallen ist: Beim Energieeinsatz hat das Unternehmen nach dem Ergebnis der Studie schon viele Maßnahmen umgesetzt. Die Umstellung auf Öko-Strom war der erste Schritt, der eingeleitet worden ist. Dadurch sind die Emissionen durch Strom inzwischen sehr gering. Aber es genügt nicht, ein Unternehmen isoliert zu betrachten. Auch die vor- und nachgelagerte Wertschöpfungskette gehört dazu.
Haben Sie dafür Beispiele?
Fritz: Die Druckereien: Eine verwendet Biomasse, die andere Erdgas. Da kann man sich überlegen, ob es möglich ist, umzusteigen. Zusätzlich ist natürlich die Auslieferung der nächste große Brocken in der Treibhausgasbilanzierung. Hier besteht die Möglichkeit E-Fahrzeuge oder Lastenräder einzusetzen.
Anmerkung der Red.: Die Druckereien laufen alle mit UZ 46 Strom, nur die Heizung erfolgt in Messendorf mit Erdgas.
Sie sagen, dass der Punkt Mobilität auch in Hinblick auf pendelnde Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auffällig ist.
Fritz: Laut Erhebung wird in den Regionalbüros der Privat-PKW mehr genutzt als in Graz, wo viele mit den Öffis oder auch nicht-motorisierten Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren. Da kann man sich die Frage stellen, wie man in den Regionen den Verzicht auf den Privat-PKW ermöglicht. Andererseits ist zu bedenken, dass das Bilanzjahr 2019 ist. Da ist die Frage, inwiefern Homeoffice-Regelungen den Präsenzdienst in Regionalbüros beeinflusst haben.
Homeoffice hin oder her - wie “grün” kann ein Print-Produkt überhaupt sein?
Fritz: Die Kleine Zeitung verwendet bereits Recyclingpapier, von dem her ist es schon im Kreislauf. Die 140 Gramm Treibhausgase, die pro Exemplar entstehen, sind in Perspektive zu setzen. Das ist nicht die Welt: Ein Print-Jahresabo kann man mit einer Autofahrt von Wien nach Graz vergleichen.
Und wie nachhaltig ist aus ökologischer Sicht ein Digitalabo?
Fritz: Das kann man nicht pauschal sagen, denn das hängt auch vom Energieeinsatz der Endgeräte ab, auf dem es gelesen wird. Am Handy fallen zum Beispiel weniger Emissionen an, am Laptop schon mehr. Bei einem Stand-PC mit Monitor und batterie-betriebener Tastatur würden tatsächlich die meisten Emissionen zu Hause entstehen. Dann ist es oft so, dass ein Router zu Hause 24 Stunden rennt. Aber wie rechnet man da die Emissionen auf den Konsum der Kleinen Zeitung um? Da wird es komplex.
Was können Sie abschließend über die Studie sagen?
Fritz: Was wir auf alle Fälle erkennen können ist, dass sich der Einsatz von erneuerbaren Energieträgern, etwa in Hinblick auf Strom und Raumwärme, positiv auswirkt. Das ist immer wieder super, wenn sich das so darstellt.