Woran erkennt man, dass Juli ist? Schön langsam werden die Regenbogenfahnen wieder eingerollt und Firmen tauschen ihre bunten Profilbilder durch das reguläre Design aus. In den vergangenen Jahren hat sich der Pride Month Juni für viele Organisationen zur Marketing-Chance entwickelt. Das ist freilich nicht Sinn der Sache und umso wichtiger ist es für die Queer-Gemeinschaft, dass sich jede und jeder Einzelne für sie einsetzt und zum Ally, also Verbündeten, wird. Aber was bedeutet das und wie geht man das an?

Jonas Ortner hat Diskriminierung schon am eigenen Leibe erfahren. "Die Leute haben mich als queer oder schwul ,erkannt' bevor ich überhaupt selber wusste, was das bedeutet", sagt Ortner. Tatsächlich ist der 25-jährige Steirer pansexuell, was bedeutet, dass er sich sowohl zu Männern als auch zu Frauen und transidenten Personen hingezogen fühlt.

Beleidigt worden ist er schon oft, besonderes in seiner Schulzeit: "Es wurde mit mir umgegangen wie mit einem Stück Dreck und Diskriminierung stand an der Tagesordnung." Das als "Mobbing" zu bezeichnen wäre eine Untertreibung. Es war Psychoterror, so Ortner. Mehr über Ortners Erfahrungen sind hier nachzulesen.

Heute weiß er: Seine Lehrerinnen und Lehrer hätten sich besser mit dem Thema auseinandersetzen sollen. Stattdessen gaben sie ihm die Schuld. Ortner: "Es wurde mir stets gesagt, dass ich mich einfach ändern soll und dass das alles dann vorbei ist, was natürlich kompletter Blödsinn ist."  Auch Kinder und Jugendliche können äußerst grausam sein, umso wichtiger ist Sensibilisierung und Aufklärung. Und genau dazu liefert Ortner Tipps. 

1. Bewusstsein schaffen

Als Ally ist man solidarisch; man setzt sich für LGBTQI+ ein ohne, dass man selbst direkt betroffen ist. Ein erster wichtiger Schritt ist es deshalb, sich gewissen Dingen bewusst zu werden - etwa, dass man von gewissen Problemen und damit einhergehenden Diskriminierungen als heterosexuelle Person so nie betroffen sein wird. Allen voran steht auch die Tatsache, dass der Pride Month kein Marketing-Gag ist, sondern dringend notwendig. Immerhin geht es dabei um Menschenrechte. 

"Alle wollen im Pride Month Ally sein aber was viele nicht realisieren: Für uns als queere Personen ist Pride Month eine ganzjährliche Sache", sagt Ortner. "Es erfordert viel Mut und vor allem auch sehr viel Stärke, jeden Tag einfach unser Leben zu leben." Was für heterosexuelle Menschen selbstverständlich ist, ist für queere Personen ein Schritt ins Ungewisse - und ein Schritt, der auch in gefährliche Situationen führen kann, wie Ortner erklärt: "Wir werden diskriminiert, Gewalt ausgesetzt, Beleidigungen, Hate Crimes und Hetze. Einfach weil wir so leben, wie wir leben."

2. Aufklären

Egal ob ein vermeintlich harmloser Scherz, eine unüberlegte Bemerkung oder ganz offensichtlich homophobe Aussagen - wird man Zeuge oder Zeugin solcher Aussagen oder solchem Verhalten, gilt es aufzuklären. Das heißt, dass man Freundinnen, Freunde und Bekannte darauf hinweist, wenn diese homophob sind.

Oft ist es so, dass sich viele gar nicht bewusst sind, wenn sie sich queer- oder homophob verhalten, sagt Ortner. Ein klärendes Gespräch kann schon viel bewirken und Augen öffnen. Aber: "Sollte es sich dann aber trotzdem nicht bessern, solltest du dir vielleicht überlegen, mit welchen Menschen du dich umgibst."

3. Sich informieren und eine Plattform bieten

Ally bzw. Verbündete zu sein bedeutet, sich zu informieren. Aber nicht nur das. Dazu gehört auch einfach zuzuhören, sich damit auseinanderzusetzen was Pride bedeutet und was es bedeutet für seine Rechte einzustehen und für Rechte anderer zu kämpfen, ohne dass man dieser Gruppe angehört, so Ortner. Als heterosexuelle Person kann man der queeren Community durchaus eine Plattform geben, aber man kann nicht für sie sprechen. "Als heterosexuelle Person kann man nicht sagen, dass etwas nicht homophob ist. Das kann man nicht wissen, wenn man selbst nicht homosexuell oder queer ist", sagt Ortner. 

All das betrifft nicht nur homophobe Äußerungen. Es geht auch darum zu verstehen was es bedeutet andere Pronomen zu verwenden oder dafür verurteilt zu werden. "Man sensibilisiert sich für Diskriminierung und konfrontiert sich damit, was überhaupt passiert. Das umfasst auch die Tatsache, dass in so vielen Ländern Queer-Sein unter Todes- oder Gefängnisstrafe steht und selbst in Österreich, wo viel Akzeptanz und Toleranz stattfindet, trotzdem tagtäglich Diskriminierung passiert."

Ortner fasst zusammen: "Wenn man Ally sein möchte, muss man sich sensibilisieren, zuhören, unterstützen aber nicht romantisieren, pauschalisieren, das Wort ergreifen." Und vor allem sollte man Sachen nicht kleiner machen, als sie sind: "Wenn es für dich nur eine Kleinigkeit ist, kann es für mich trotzdem sehr verletzend sein, auch wenn du das nicht so wahrnimmst." 

Sein Appell? Menschen nicht für ihren Lebensstil zu verurteilen und manchmal auch einfach innehalten: "Wenn ihr mit gewissen Sachen nicht zustimmt, müsst ihr das nicht immer aussprechen."