Es dürfte ein Wochenende der Superlative werden. 80.000 Touristinnen und Touristen werden in Lignano zu Pfingsten erwartet. Zum Vergleich: Gut 7000 Bewohnerinnen und Bewohner zählt die Stadt. Doch unter den 80.000 Gästen sind es vor allem 20.000, die der Stadt Sorgen machen. Sie stuft sie als "risikoreich" ein. Die italienische Polizei rechnet ebenfalls mit großem Ansturm, nennt aber keine Zahlen.
"Es sind hauptsächlich junge Österreicher, die die Pfingstferien in Lignano als ein Wochenende der Exzesse erleben", heißt es aus dem Büro des Bürgermeisters, Luca Fanotto. "Seit Jahren werden diese Unmäßigkeiten sanktioniert und sogar mit harten Maßnahmen bekämpft und es ist gut, dass die jungen Leute das wissen, bevor sie losfahren." Ein Großteil der Jugendlichen feiert friedlich, doch es ist immer wieder zu Zwischenfällen gekommen. In der Vergangenheit sorgten etwa verbotene Schaumpartys in Springbrunnen, Schlägereien und Alkohol-Exzesse für Schlagzeilen.
Keine weiteren Schaumpartys
Lignanos Hotelpräsident Martin Manera blickt dem gut gebuchten Wochenende in Lignano mit gemischten Gefühlen entgegen. "Wir befürchten, dass die österreichischen Jugendlichen in den zwei Jahren Pause die Batterien aufgeladen haben." Die Stadt bereitet sich auf den Ansturm dementsprechend vor – unter anderem wird der Reinigungsdienst Extra-Schichten einlegen. Außerdem dürfen Getränke nur aus Plastikbechern konsumiert werden, um Verletzungen zu vermeiden. Laute Musik ist verboten. Generell darf Musik nur bis Mitternacht gespielt werden, vereinzelt bis 1 Uhr früh. Und: Die Springbrunnen werden über das Wochenende trocken gelegt – um weitere Schaumpartys zu verhindern.
Wer Eigentum beschädigt, Menschen gefährdet und so gegen die Verordnung der Stadt verstößt, muss mit Strafen von bis zu 5000 Euro rechnen. Außerdem können Gäste ausgewiesen werden: Das heißt, sie müssen sofort ihre Sachen packen und dürfen zwei Jahre nicht nach Lignano zurückkehren.
"Grundsätzlich sind alle in Lignano willkommen, wenn sie sich anständig benehmen", sagt Manera. Dass es zu Pfingsten etwas lauter und ausgelassener werden kann, wisse und akzeptiere man. "Aber Übertreibungen und Exzesse können wir nicht tolerieren."
"Eine tickende Zeitbombe"
Was die Situation noch verschärfen dürfte: Der 2. Juni ist das italienische Fest der Republik. Das verlängerte Wochenende dürften auch zahlreiche italienische Familien nutzen, um an den Strand zu fahren. "Familien treffen dabei auf lebhafte Jugendliche, das ist eine tickende Zeitbombe", befürchtet Manera. Dabei betont er aber, dass die feiernden Gäste grundsätzlich willkommen sind, solange sie nicht über die Stränge schlagen.
"Sicher ist, dass Exzesse nicht geduldet werden, insbesondere in Bezug auf Alkohol und Ruhestörung, und dass die Ordnungskräfte verstärkt präsent sein werden", heißt es auch aus dem Büro des Bürgermeisters, Luca Fanotto. Ebenfalls vor Ort sind Kärntner Vertreter der Polizei: Martin Macor und eine weitere Kollegin werden die italienischen Carabinieri unterstützen. Auch aus Bozen rücken zwei Kollegen an, die sowohl Deutsch als auch Italienisch sprechen.
Macor kann bereits erahnen, was auf die Polizei zukommt – immerhin war er schon in den Jahren vor der Pandemie zu Pfingsten in Lignano im Einsatz. "Die Polizei versteht, dass die Leute Party machen wollen, aber wenn ein gewisser Punkt überschritten wird, kann das teuer werden", sagt er. Bei extremer Trunkenheit oder Entblößung der Geschlechtsorgane in der Öffentlichkeit kennen seine italienischen Kollegen kein Pardon. Immer wieder hatten Partygäste in der Vergangenheit an öffentlichen Plätzen uriniert. "In Italien ist das ein Gerichtsdelikt", sagt Macor. Er und seine Kollegin unterstützen die italienische Polizei, wenn es Sprachbarrieren gibt.
Video: So wurde in Lignano vergangenes Jahr gefeiert
Claudia Mann