Wenn „Brauchtumspapst“ Günther Jontes vom steirischen Brauch erzählt (die gestrige Live-Diskussion über die Krampus-aktivitäten zwischen Tradition und Gewalt ist auf www.kleinezeitung.at/steiermark nachzusehen), dann werden Erinnerungen an die eigene Jugend wach:
Das Schaudern am Tag zuvor, das Zögern, bevor man das Haus verließ, die Spannung, ob man einem dunklen Gesellen begegnen und wie man ihm entkommen würde.

„Der Reiz der Krampusläufe ist, dass Zuschauer dort das Böse erleben und konsumieren können, die Lust an der Angst“, formulierte dieser Tage Psychologe Kurz Kurnig. Umgekehrt ist es die Maske, die die das Böse in uns beflügelt, zumal dann, wenn die Anonymität gesichert ist. Mit den Massenveranstaltungen stieg die Gefahr, dass Grenzen überschritten werden. Die Veranstalter sorgten dafür, dass die Krampusse identifizierbar sind. Die Zuschauer benahmen sich ihrerseits vernünftig. Mögen sich auch „wild“ herumlaufende Kramperln heute zügeln.

Das Vermummungsverbot wird nur im Einzelfall dazu führen, dass die Maske zwecks Identifizierung gelüftet werden muss. Das Verbot an sich ist aber Ausdruck dessen, dass Anonymität zu Gewalt verführt, und dieses Böse jenseits des Krampustages allgegenwärtig ist.