Den Frauen geht es besser, als der Feminismus uns weismachen will“, sagt Martin Schröder im Interview. Der deutsche Soziologe stützt sich bei dieser jüngst in Buchform gegossenen Behauptung auf eine Langzeitstudie mit 700.000 Befragungen, die er ausgewertet hat. Demnach ist die Lebenszufriedenheit deutscher Frauen und Männer annähernd gleich. Ja super. Gehaltsschere? Kein Hindernis – dass nämlich Frauen nach wie vor weniger verdienen als Männer, ist Schröder zufolge auf weibliche Präferenzen in Sachen Teilzeit und Kinderbetreuung zurückzuführen und nicht etwa auf gröbere Unannehmlichkeiten wie strukturelle Diskriminierung. Wer widerspricht, macht sich in dieser Argumentationslandschaft gleich des „Opferfeminismus“ verdächtig, der Frauen unterstellt, sich grundsätzlich als Opfer der Umstände zu bemitleiden. Ein Vorwurf, der effizient die kritische Auseinandersetzung mit jenen Gesellschafts- und Machtverhältnissen bremst, die uns den Status quo als fortschrittlich und komfortabel verkaufen.
Ute Baumhackl