Vor Kurzem wurde das epochale, lange vergriffene Werk „Konservativismus. Geschichtlicher Gehalt und Untergang“ des deutsch-griechischen Philosophen und Ideenhistorikers Panajotis Kondylis wieder aufgelegt. Der brillante, 1998 verstorbene Privatgelehrte hatte darin den Konservativismus als eine politische Strömung charakterisiert, die eng an die Vorstellung einer religiös verbürgten ständischen Gesellschaftsordnung, der „societas civilis“, wie sie der christliche Adel vertreten hatte, gekoppelt war. Konservativ sein im strengen Sinne hieß einmal, die damit verbundenen Privilegien gegen die Ansprüche des absolutistischen Staates ebenso zu verteidigen wie gegen den aufkeimenden bürgerlichen Individualismus. In diesem Sinne ist der Konservativismus seit Langem erledigt.