Es war ein Interview-Marathon, zu dem Prinz Harry antrat, um seine Autobiografie zu vermarkten. Im Bauchladen: die Familienfehde. Unbeirrt folgt er seinem angriffigen Schlingerkurs: Kein Mitglied der engeren royalen Familie kommt ungeschoren davon – zugleich betont er seine Liebe zu ihnen und die grundsätzliche Gesprächsbereitschaft.
Ob er der gemeine Prinz ist oder zu Recht Hofverrat betreibt: Offenbar kann der britische Ersatzthronfolger nicht anders, als seine Sicht der Dinge darzulegen. Im Gespräch mit dem Sender ITV schwang er erneut die Abrissbirne mit Schlag. Gefällig und wortreich, aber auf Rundumangriffe auf das mit Vorsicht zu genießende Königshaus und die Medien aus. Paradox: Der Monarchiekritiker will als Privatier weiter seinen Prinzentitel führen. Wissend, dass sein Marktwert genau darauf beruht.
Großbritannien fühlt sich nicht wohl, muss weiter den mächtigen Brocken namens Brexit durch den Alltag rollen. Für die Monarchie, die in einen wirtschaftlich und gesellschaftlich chronisch angeschlagenen Landes intuitiv Anker sein sollte, ist Harrys Verhalten toxisch: Seine Skandal-Autobiografie erscheint am 10. Jänner, genau zwischen dem Tod seiner Großmutter und der Krönung seines Vaters.
Die Institution wird es wohl überleben, die Ära von Charles III. wird von Krisenintervention zersetzt sein: Königreich voll Unbill.