Ich weiß, mit dem, was ich jetzt sage, disqualifiziere ich mich in den Augen der Wissenschaft für immer und ewig. Aber als ich gestern kurz vor Mittag die Eiltmeldung von der Zuerkennung des Nobelpreises für Physik an Anton Zeilinger auf mein Handy erhielt, da erschien nicht nur der prächtige Gelehrtenkopf des Geehrten vor meinem inneren Auge. Zur Rechten und zur Linken standen der legendäre Captain des mythenumwobenen Raumschiffs Enterprise James T. Kirk und sein formidabler Nachfolger Jean-Luc Picard, und Kirk sagte lässig die Worte: „Beam us up!“
Nun ist mir schon klar, dass das blanker Unsinn ist. Dass Zeilingers bahnbrechende Forschungen zur Teleportation von Quantenteilchen nichts mit dem Hokuspokus zu tun haben, mit dem Drehbuchautor Gene Roddenberry die Charaktere seiner Fernsehserie übrigens aus purer Geldnot auf Außenmission auf meist feindliche Planeten schickte, indem er sie von Chefingenieur Scotty mit einem Strahl erst in ihre Atome zerlegen ließ, um sie an ihrem Ziel dann wie aus dem Nichts zu rematerialisieren.
Aber als Kind der Siebzigerjahre drängt sich mir das Fantasiebild halt einfach auf. Wie für viele meiner Generation waren die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise und seine Hauptdarsteller zwar nicht stilprägend. Dafür waren die hautengen Kostüme schon damals zu schräg. Doch zum Vertreib der bleiernen Langeweile an verregneten Sommernachmittagen taugte die Weltraumsaga nicht schlecht.
Anton Zeilingerwird vermutlich oft den Tag verflucht haben, an dem ihn irgendein Witzbold„Mr. Beam“ nannte. Andererseits verhalf ihm die unzulässige Verknüpfung mit Kirk, Spock, Uhura und Scotty wohl mit zum Kultstatus, den er heute weit über die Grenzen Österreichs hinaus genießt.
Für den Universitätsprofessor aus Wien ist der Nobelpreis eine so verdiente wie schöne Bestätigung für die Unbeirrtheit, mit der er mutig seinen Weg gegangen ist. Im heutigen Themenschwerpunkt zeichnet mein Kollege Norbert Swoboda, der Zeilinger seit vielen Jahren kennt, diesen Weg nach.
Für Forschung und Politik sollte die Ehrung ein Anstoß sein, dass man sich nicht mit dem Mittelmaß begnügt, sondern kühn nach den Sternen greift. Und er ist ein mächtiges Zeichen gegen die in der Pandemie offen zutage getretene Wissenschaftsfeindlichkeit im Land.
Beam us up!, Anton Zeilinger!, meint in diesem Sinn mit herzlichen Grüßen
Ihr