Würden Sie lieber einen russischen Deserteur oder aber einen ukrainischen Deserteur aufnehmen? Eine Frage, die sich zwangsläufig angesichts der gestrigen Bilder an der russisch-finnischen Grenze stellt. Der eine soll in der Ukraine seine patriotische Pflicht erfüllen und der andere kommt aus dem Land des Aggressors und ist vielleicht ein Trojanisches Pferd, das Sabotageakte planen könnte? Keine einfache Frage, welchen Schutzraum die EU nun für die zehntausenden russischen Wehrdienstverweigerer bieten soll.
Mit Blick auf Umfragen werden die meisten weder ukrainische noch russische Kriegsdienstverweigerer aufnehmen wollen. Und viele würden sich wohl die Umsetzung jener Forderung wünschen, die uns ein Leser geschrieben hat: "Jeder junge Soldat sollte die Waffen diesen alten Männern, Putin & Co, in die Hand drücken und sie sollen dann aufeinander schießen."
Ja, das wäre die einfachste Lösung. Anstelle lebenslanger Behinderungen von Tausenden Menschen, grauenhafter Schmerzen, durchgeschossener Beine, getöteter Männer, Kinder, Frauen sollten die Kriegsherren ihre überlangen Covid-Schutz-Tische mit der vordersten Front eintauschen. Dann würde die eine oder andere Entscheidung anders ausfallen und wohl lieber auf einem langen Tisch verhandelt.
Womit aber müssen russische Wehrdienstverweigerer, die sich fragen, warum sie in der Ukraine ihr Leben riskieren sollten, in ihrem Heimatland rechnen? Mit Verachtung, mit Unverständnis? Mit Applaus und Verständnis? Die Geschichte der deutschen Wehrdienstverweigerer lässt grüßen. Erst 64 Jahre nach Kriegsende wurden 2009 in Österreich die Wehrmachtsdeserteure rehabilitiert und erklärt, dass sie durch ihre Desertion auch das mörderische NS-Regime geschwächt haben. 64 Jahre! Eine lange Zeit!
Einen Tag in Frieden wünscht Ihnen