Manchmal kann man Recht haben und jemandem dennoch Unrecht tun. Mit Margit Kraker ist mir das in einem Kommentar einmal passiert. Die Juristin war Bürochefin des steirischen Landeshauptmanns und wechselte von dort direkt auf den Direktorensessel des Landesrechnungshofs. Dass jemand im Vorhof der Macht sitzt und danach ohne Loyalitätskonflikte dieselbe Macht, der man eben noch diente, kontrollieren soll, das könne nicht sein, schrieb ich. Das sei nicht mehr schiefe Optik, das sei frivoler Kernöl-Feudalismus. Die Macht sucht sich selbst ihre Kontrollorin aus, bestimmt eine Vertraute aus den eigenen Reihen und erwartet Dank und ein trübes Auge im Sündenfall.
Margit Kraker war gekränkt. Nicht über die Kritik an der Problematik des Uferwechsels, sondern über die Annahme, dass sie sich einer solchen Erwartungshaltung unterwerfen würde. Dass man ihr nicht zutraute, sich zu emanzipieren und den Anfordernissen des Kontrollamtes ohne falsche Rücksichtnahme genüge zu tun. Dass man ihr Anstand und Korrektheit als Beamtin absprach.
Das traf sie. In einem persönlichen Gespräch bekannte sie es ein, und rasch war klar: Das Kalkül der Machthaber würde Wunschdenken bleiben. So war es dann auch, zuerst im Land und später im Bund. Der hohe Anspruch an sich und an das Amt, die Art, wie Margit Kraker geistige Eigenständigkeit und stille Beharrlichkeit buchstabierte, war und ist für keine Partei angenehm, am wenigsten für die ÖVP. Dass die ranghöchste Kontrollorin der Republik der Volkspartei einen eigenen Rechnungsprüfer in die Parteizentrale schicken musste, weil sie den Angaben zu den Wahlkampfkosten misstraute, war für die ÖVP demütigend und trieb ihr Scham ins Gesicht.
Kraker ist eine untadelige Rechnungshofpräsidentin. Sie soll und muss es selbstverständlich bleiben. Sie ist vom Parlament für zwölf Jahre gewählt. Sie lebt das Amt mit einem hohen Ethos und mit dezenter Souveränität, vor der niemand sicher ist. Dass die SPÖ die Zustimmung zum neuen Parteiengesetz, wie Georg Renner heute berichtet, mit der Absetzung Krakers verknüpft, ist eine Tollheit. Die nachgereichte Beteuerung, man vertraue ihr ja eh, und sie könne sich ja neuerlich bewerben und wählen lassen, macht die Verstiegenheit nicht erträglicher.
Es gibt zwei Erklärungen: Entweder fürchtet die SPÖ auf den letzten Metern eine Einigung und damit mehr Einblick in die Parteikassen. Oder ihr steigen die Umfragen zu Kopf, mutmaßt