Man kommt derzeit kaum nach mit den Ereignissen, die es eines Tages in die Geschichtsbücher schaffen könnten. In Nordirland hat bei den Wahlen die republikanisch-katholische Sinn-Fein-Partei gewonnen; sie wird wohl – erstmals – die Regierungschefin stellen. Sinn Fein galt einst als politischer Arm der militanten IRA, die mit Waffengewalt für eine Vereinigung Nordirlands mit der Republik Irland kämpfte. Bisher hatten stets Parteien die Regierungsspitze inne, die sich für eine Beibehaltung der Union mit Großbritannien aussprechen. Das Wahlvolk in Nordirland hat nun womöglich den Grundstein für ein vereintes Irland gelegt. Dafür bräuchte es ein Referendum.
Noch ist es aber keineswegs so weit. Denn: So klar das Wahlergebnis, so unklar die Regierungsbildung, in die auch die protestantisch-unionistische DUP einbezogen werden muss. Erneut droht der Streit um die Zukunft und um den Brexit-Sonderstatus Nordirlands zu eskalieren. Sinn Fein muss jetzt nach dem Wahlsieg beweisen, dass es oberstes Ziel ist, den Frieden für alle zu bewahren.