Falls in 10 Downing Street, London, Teppiche ausgelegt sind, müssen diese groß sein, um all die nicht so sauberen Dinge darunter kehren zu können: Boris Johnson wirkt als britischer Premierminister angezählt, seit er im Amt ist – und schafft es doch (noch), irgendwie über der Wasserlinie zu bleiben.
Für seine Feierlaune mitten im Lockdown 2020 wurde er nun abgestraft, und die Polizei ermittelt weiter. Johnson ist somit der erste Premier, der im Amt offiziell Gesetze gebrochen hat: Gesetze, die er zuvor selbst beschlossen hatte, wohlgemerkt. Rücktritte gibt es keine – ausgestanden ist das Ganze aber noch lange nicht: Die Opposition wird weiter versuchen, ihn und seinen Finanzminister Rishi Sunak (aus anderen Gründen) aus ihren Ämtern zu jagen. Im Volk ist das Vertrauen ob "Bojos" kreativer Auslegung von Wahrheit längst weg.
Johnsons aktuelle Überlebensstrategie ist offensichtlich und von unzähligen Spitzenpolitikern vor ihm erprobt. Zuerst: Entschuldige dich. Wenn es intern weiter düster aussieht, übe dich am Alternativ-Schauplatz Außenpolitik. Trauriges und leider weiter hochaktuelles Betätigungsfeld dafür ist der Ukraine-Krieg, um dessen Ende Europa weiter ringt. Der Tory spart nicht mit kräftigen Sprüchen in Richtung Kreml – dort aber macht der Wahn weiter keinem Funken Einsicht Platz.
Während der einstige Brexit-Einklatscher auf Ablenkung setzt und auf Zeit spielt, sind die massiven Probleme im Land ungelöst. Sich in Zeiten von Multikrisen auf einen zu verlassen, der selbst ein Problemfall ist: Das geht sich auf Dauer kaum aus.