Ein Monat nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine ist die Welt eine andere. Der Krieg ist nach Europa zurückgekehrt, und nach dem ersten Entsetzen gehört er zu unserem Alltag. So furchtbar es ist: Man gewöhnt sich an die Berichte von gefallenen Soldaten, getöteten Zivilisten, zerstörten Städten und fliehenden Menschen. Mit abnehmender Aufmerksamkeit verfolgen wir die Schilderungen der Kriegsreporter, die Reden der Politiker, die Debatten der Intellektuellen. Mit Kennermiene lauschen wir den Ausführungen der Militärexperten und Strategen, die manchem Beobachter noch als letzte Stimmen der Vernunft in den auch ideologisch hochgerüsteten Auseinandersetzungen erscheinen. Und so erfahren wir, was es mit der Nukleardoktrin Russlands auf sich hat: Der Einsatz von Kernwaffen wird in Erwägung gezogen, wenn dieser Staat sich in seiner Existenz bedroht fühlt. Beruhigend ist das nicht.