Es ist kaum zu glauben: Den längsten Krieg ihrer Geschichte führten die USA in Afghanistan – zwei volle Jahrzehnte. Tausende Menschen, darunter viele Zivilisten, verloren ihr Leben. Mehr als eine Billion Dollar hat die westliche Staatengemeinschaft in die Militärintervention am Hindukusch gesteckt. Über Jahre versuchte man, die Truppen der Zentralregierung in Kabul zu einer schlagkräftigen Armee auszubilden und zu bewaffnen, damit sie die zarten Ansätze einer demokratisch gesinnten Gesellschaft und ihrer Institutionen verteidigen.
Und jetzt holen sich die Taliban, die George Bush nach dem Terror vom 11. September 2001 in Afghanistan mühsam gestürzt hat, in Windeseile immer größere Teile des Landes zurück. Ein bis zwei Städte pro Tag, 15 Städte in zwei Wochen. Dass die Afghanistan-Mission der Nato mäßig erfolgreich war, wusste man. Mit militärischen Mitteln ließ sich aus dem von Stammestraditionen und der Macht der Regionalfürsten geprägten Afghanistan kein demokratisch aufgestellter Zentralstaat nach westlichem Vorbild machen. Wie dramatisch der Westen gescheitert ist, wie stark die Radikal-Islamisten immer noch sind, kann man sich derzeit in Echtzeit auf dem Handy ansehen.