Das Wort hat einen etwas schalen Beigeschmack. Wenn etwas „ritualisiert“ abläuft, unterstellt das Wort Bedeutungsleere, Formalismus, ja Sinnlosigkeit. Manchmal, vielleicht sogar meistens, stimmt das. In dramatischen Augenblicken aber entfalten Rituale eine schwer fassbare Kraft. Am Tag nach dem Terroranschlag, als sich Schock, Trauer, Wut und Angst mischten, zeigten Politik und Religion, welche Bindungskraft ihre Rituale auf eine aufgescheuchte, irritierte Gesellschaft ausüben können.