Angesichts der unüberschaubaren Lage und der unabsehbaren Folgen der Corona-Pandemie gab der deutsche Finanzminister und Vizekanzler Olaf Scholz seinen Landsleuten einen guten Rat mit auf den Weg: „Wir müssen eine neue Normalität entwickeln, die uns viele Monate und wahrscheinlich bis ins neue Jahr hinein begleiten wird.“
Was der Vizekanzler vermutlich gemeint hatte, war: Rechnet nicht damit, dass es eine Rückkehr zu dem Status quo ante Corona geben wird. Wir handeln nach der Methode „Trial and Error“, Versuch und Irrtum, wie Wanderer im Hochgebirge, die ohne einen GPS-Wegweiser im Gepäck von einer Schlechtwetterfront überrascht wurden. Aber neue Normalität klingt besser, suggeriert sie doch, dass die Lage erstens normal und zweitens neu ist. Und neu ist grundsätzlich positiv besetzt, wie eine neue Modekollektion von Prada, ein neues Modell von VW, ein Neuanfang nach einer Insolvenz.
Gastkommentator Henryk Broder