Seit einigen Jahren halten wir am Weihnachtsabend immer unsere ganz persönliche Rückschau. Jedes Familienmitglied zeigt vier oder fünf Bilder, die Höhepunkte seines abgelaufenen Jahres zeigen. Es sind Augenblicke des Glücks, die schön und traurig zugleich sind, weil sie eine Begebenheit zeigen, einen kurzen Moment, der unwiederbringlich vorüber ist und so nie wiederkehren wird.

Unser ältester Sohn am weißen Strand von Florida, wie er mit seinen beiden Kindern eine Sandburg baut, etwas dahinter seine Frau, die in beiden Händen ein Sandküberl hält und so liebevoll die kleine Gruppe betrachtet, dass einem das Herz weit wird. Ein anderes Bild: Der Jüngste steht auf dem Markusplatz in Venedig, er umarmt seine Freundin, eine junge Studentin aus der Ukraine, die er während seines Erasmus-Semesters in Portugal kennen- und lieben gelernt hat. Beide schauen in den wolkenlosen Himmel. Vielleicht empfinden sie in dieser einen Minute, dass ihr Leben dem schwerelosen Flug jener Möwe gleicht, die über ihren Köpfen kreist: frei und leicht und ohne Angst.