Die deutschen Sozialdemokraten fühlten sich vor wenigen Wochen schon so, als wären sie mit dem Kopf durch die Wolken gestoßen. Man hatte gerade mit Parteichef Sigmar Gabriel ordentlich Ballast abgeworfen und stieg wie ein Heißluftballon rasant in den Himmel. Das Wort vom „Schulz-Effekt“ machte die Runde. Wie ein Heilsbringer wurde der Ex-EU-Parlamentspräsident nach seiner Rückkehr gefeiert (und ließ sich feiern). Die Nachfrage nach Parteibüchern stieg so stark an wie nie und in den Umfragen wurde sogar die uneinholbare Merkel-Union überholt.
Doch dann kam die Klatsche im Saarland - das Bundesland ist jedoch klein und ohne große Bedeutung für den Bund. Nun also der Verlust des Regierungschefs Schleswig-Holstein. Um es mit Schulz zu halten, der gerne in Fußballmetaphern spricht: Es steht bereits kurz nach Anpfiff 0:2 für sein Team. Das ist ein klassischer Fehlstart. Bei der NRW-Wahl am Sonntag geht es nun also schon um alles. Der Schulz-Effekt ist offenbar verpufft.
Ingo Hasewend