Wer je vor dem Kirchenportal in Zell Pfarre/Sele Fara stand, ahnt, was Urangst bedeutet. Auf steinernen Tafeln stehen mit eingravierten Kreuzen die immer wieder gleichen Familiennamen. Dazu verschiedene Vornamen. Und die Orte des Sterbens und des Umbringens. Vom Isonzo bis Stalingrad, von Dachau bis Bergen-Belsen. Vom Fallen in k.u.k.-Armee und deutscher Wehrmacht, vom Mord in KZ und Wäldern der Karawanken dokumentieren die verwitterten Buchstaben, wie die Katastrophe des vorigen Jahrhunderts in dem kleinen, unterhalb liegenden Dorf seine blutige Spur zog und mörderische Weltanschauungen von hüben wie drüben den Keil trieben zwischen Nachbarn, mitten durch Familien.
Betroffen ahnt man, was sich tief eingegraben hat im kollektiven Gedächtnis dieser Gemeinschaft. Das ist, von und für beide Seiten traumatisch befüllt, die Urangst.