Es ist erstaunlich, welch breiten Raum die Kleine Zeitung einem Essay von Hans Winkler widmet, um wichtige Fragen betreffend notwendige Integrationsmaßnahmen in einer einseitigen Sichtweise besserwisserisch darzustellen und Menschen und Einrichtungen, die nach Kräften helfen, in ein schiefes Licht zu rücken. Menschen zu helfen, die bei uns Zuflucht suchen, können wir uns nicht nach Gutdünken aussuchen. Das Zusammenleben in Vielfalt ist für unsere Gesellschaft eine „Überlebensfrage“ geworden. Recht verstandene Integration zielt auf den Abbau von Benachteiligungen und die Schaffung positiver Lebensbedingungen für alle in der Gesellschaft. Gelingende Integration braucht faire Chancen zur sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Teilhabe. Klar ist, Integration ist keine Einbahnstraße – Integration verändert die Gesellschaft. Es gibt in der Tat viele Herausforderungen, die besonnen bearbeitet werden müssen. Leider fehlen dazu weitgehend klare Konzepte und Maßnahmen der Regierung und der politisch Verantwortlichen, um Problemstellungen zu reduzieren bzw. in eine bewältigbare Bahn zu bringen. Es ist naiv zu glauben, dass wir uns in kleinen Teilen der reichen Welt ein Paradies (nur für uns) erhalten können. Das Schicksal der Flüchtlinge und jener, die dauerhaft bei uns bleiben, fordert uns heraus, ohne Wenn und Aber. Es braucht die Kräfte vieler, um die großen Integrationsherausforderungen gut zu bewältigen. Eine willkürlich gezogene Obergrenze im Kopf und im Herz wird nicht hilfreich sein.

Erich Hohl, Integrationsbeauftragter der Diözese Graz-Seckau

Nur Wunschdenken

Herr Winkler meint, nur eine Obergrenze könne die Flüchtlingsproblematik lösen und wer dies nicht einsieht, sei ein Träumer. Obergrenzen sind aber nur Wunschdenken. Beim Klima hat fast die gesamte Menschheit eine Obergrenze der Erderwärmung beschlossen. Diese wird nicht zu halten sein. Um Klimaziele und eine Eindämmung des Flüchtlingsstromes zu erreichen, bedarf es schmerzhafter Maßnahmen, wie Reduktion der Verschwendung von Ressourcen in beachtlichem Ausmaß. Die massenhafte Not in den weniger entwickelten Länder hört nicht von selbst auf und es wird ekelhafter Maßnahmen bedürfen, um diese Flut der Not eine Zeitlang einzudämmen. Die europäischen Demokratien werden sich in Richtung Despotien entwickeln. Nein, schießen werden wir noch lange nicht, aber ersäufen geht ja schon einigermaßen. Europa wird sich mit Staaten wie Libyen, Marokko, Türkei etc. arrangieren und von diesen für viel Geld die Drecksarbeit verrichten lassen. Das postfaktische Zeitalter wird durch das postdemokratische abgelöst werden und man wird es pragmatisch nennen.

Harald Schallerl, Preßguts