Es sind Bilder, die Erdogan bis zur Wahl am 14. Mai nicht los wird: Noch immer ist die humanitäre Lage in den Erdbebengebieten im Süden der Türkei für viele Menschen verheerend. Noch immer gemahnen die Trümmer einstiger Wohngebäude, die wie Kartenhäuser über ihren Bewohnern zusammenstürzten, an die Korruption und Gleichgültigkeit der staatlichen Behörden, die bei Bausünden in gefährdeten Gebieten jahrelang wegsahen. Und an die Planlosigkeit, mit der Erdogan und seine Regierung nach der Katastrophe am 6. Februar reagierten, als es darum ging, rasch zu helfen und Menschenleben zu retten.
Für dieses Gesamtversagen wird Erdogan bei der Präsidentschaftswahl die Rechnung präsentiert bekommen, darin sind sich Meinungsforscher einig. Der scheinbar Unbezwingbare, der sich vom einst armen Jungen zum Sultan emporarbeitete, der Mann, der die Türkei mit seiner konservativ-religiösen AKP prägte wie vor ihm nur Staatsgründer Atatürk, muss nach 20 Jahren an der Macht tatsächlich um seine Wiederwahl bangen.