Österreich kann sich abseits von aller parteipolitischen Polemik durchaus rühmen, ein soziales Netz gespannt zu haben, das weltweit wohl selten feiner gesponnen ist. Welche Spannkraft dieses Netz hat, wird wahrscheinlich von vielen Menschen in diesem Land gar nicht mehr so wahrgenommen, aber hat Auswirkungen auf alle Bereiche in einem hoffentlich langen Leben.
Wir konsumieren sehr selbstverständlich die Vorteile von medizinischen Behandlungen auf Krankenschein, die in anderen Ländern eine dicke Brieftasche voraussetzen. Wir erhalten Beihilfen aller Art, unsere Kinder können qualitativ hochwertige öffentliche Schulen besuchen und deren Eltern müssen sich nicht für die Ausbildung an privaten Schulen verschulden. Und ist der Job einmal weg, dann fängt einen das AMS finanziell auf und verhilft meist mittels (Um-)Schulungen zu einem Neustart.
Und dennoch: Auch dieses Netz hat Löcher, durch die so mancher durchfällt und am Boden der Realität hart aufschlägt. Nicht für alles können Staat und Gesellschaft – die ja dieses Netz finanziert – aufkommen, nicht für jedes individuelle Problem gibt es die Lösung am Tablett serviert.
In solchen Situationen spielt oft der Satz „wenn man kein Glück hat, kommt auch noch Pech dazu“ eine große Rolle.
Wenn durch den Verlust der Arbeit ein Mietrückstand entsteht und die Delogierung droht, keiner mehr Geld gibt und ein Kredit bei der Bank ein Ding der Unmöglichkeit ist.
Wenn eine alleinerziehende Mutter aus dem Frauenhaus in eine neue Wohnung ziehen will und sich die Kaution nicht leisten kann. Wenn der Vater stirbt und die Begräbniskosten nicht zu stemmen sind ...
Doch gerade da zeigt sich der gesellschaftliche Zusammenhalt in diesem Land. Wo es Menschen gibt, die ihre Freizeit in den Dienst der Ehrenamtlichkeit stellen. Oder jene, die mit ihren Spenden viele Hilfsorganisationen erst in die Lage versetzen, Löcher im sozialen Netz zu stopfen.
Genau diesem Gedanken hat sich auch „Steirer helfen Steirern“, die Hilfsaktion der Kleinen Zeitung, verschrieben. In Zeiten, wo Vertrauen ein rares Gut ist, vertrauen uns unzählige Spenderinnen und Spender ihr Geld an. Und vertrauen darauf, dass ihre Spende genau dort hinkommt, wo die Armut in diesem Land ihre wahre, hässliche Fratze zeigt.
Und diese Armut wird nicht weniger werden, im Gegenteil. Mit dem Krieg in der Ukraine, mit steigenden Energiekosten und einer hohen Inflation werden jetzt immer mehr Menschen Hilfe benötigen. Um eine drohende Delogierung abzuwenden, um die Behandlung des kranken Kindes abzusichern, um sich das tägliche Brot leisten zu können ...
Dafür brauchen wir Sie, unsere Leserinnen und Leser. Sie allein geben uns die Kraft, Armut immer wieder zu besiegen und Menschen vor einem unwürdigen Leben zu bewahren. Darum auch dieses Jahr wieder die Bitte: Helfen Sie uns helfen.
Bernd Olbrich