Eigentlich müsste die kommende Nationalratswahl für die ÖVP ein angerichtetes Fest sein und kein drohendes Fiasko. Die Voraussetzungen könnten idealer nicht sein. Beide Mitbewerber um die Kanzlerschaft sind an die Peripherie gerückt. Die SPÖ unter Andreas Babler bezog mit der alten Juso-Rüstung den linken Außenposten, die Freiheitlichen unter Herbert Kickl den ultrarechten. Die Partei hat sich in der Verächtlichkeit des Tons und in der Gangart weiter brachialisiert. Mit der Wirtschaft haben beide, Babler wie Kickl, wenig am Hut.
Die Mitte wurde so plötzlich zu einem weiten Feld. Die Volkspartei hätte dort viel Platz und eine Alleinstellung. Sie könnte in nervösen Zeiten Maß und Mitte verkörpern. Sie könnte die Stimme der pragmatischen Vernunft sein, des reformorientierten Haushaltens sowie einer christlich-sozialen Bürgerlichkeit, bestrebt, das zerfurchte Land im Inneren zusammenzuhalten. Die Partei bräuchte dafür ein klares Profil und den Hauch einer kommunikativen Begabung, vermitteln zu können, wofür man steht. Sie verfügt derzeit weder über das eine noch über das andere. Vom Schnitzel bis zum Bargeld, von den „Normalen“ bis zu Figl: Die vielen Sinnangebote und erratischen Versatzstücke, mehr Kalkül als Konzept, sind Ausdruck und Sinnbild, wie schwer sich die Partei tut, ihren Kompass zu norden. Sie ist nicht in der Lage, die Mitte mit Substanz aufzuladen. Sie weiß mit der Mitte programmatisch nichts anzufangen. Dadurch gerät sie gegenüber der SPÖ und der FPÖ in Bedrängnis: Die vermitteln eines, Klarheit.