Wie radikal darf, wie radikal muss Protest sein, wenn – uns allen – in der Klimakrise die Zeit davonläuft? Bleiben auch berechtigte Anliegen auf der Strecke, wenn sich all die Klimakleber der "Letzten Generation" beharrlich an den Asphalt picken und für innerstädtisches Chaos sorgen? Geht es nicht anders – bzw.: Schadet Radau dem Anliegen, ist Drama hier kontraproduktiv?
Am Anschlag geht es nicht mehr weiter
Dass die Menschheit nicht weiter am Anschlag urassen kann wie bisher ("Welterschöpfungstag" in Österreich war heuer bereits der 6. April, global gesehen wird er vermutlich für Ende Juli errechnet), sehen nur jene mit Dauerscheuklappen anders. Die Wahl der Mittel, um noch den Retourgang zu finden, entzweit indes sogar die einzelnen Gruppen von Aktivisten.
"Die Klimakrise braucht gesamtgesellschaftliche Lösungen und die finden und erstreiten wir nur gemeinsam und nicht, indem wir Menschen im Alltag gegeneinander aufbringen", mahnt Annika Rittmann von "Fridays for Future" die Aktivisten der "Letzten Generation". Ein nicht unberechtigter Vorwurf – und zwar nicht von den zahlreichen Skeptikern, sondern von in der Sache Gleichgesinnten.
Klimaprotest als anhaltender Störfall
Klimaprotest als Störfall läuft Gefahr, den ohnehin hochgefahrenen Abwehrreflex zu verstärken und stumpf zu werden. Das grundsätzliche Dilemma ist ungelöst: Betroffen und aktiv werden lässt Homo sapiens das, was ihm ganz konkret widerfährt, also etwa die Mure, die durch den Garten rauscht. Gesamtgesellschaftlich ausgeformtes Verantwortungsbewusstsein bleibt hingegen - ganz offensichtlich - eine Illusion.
Generation Kleber taucht in ein Vakuum verbreiteter Tatenlosigkeit, in jahrzehntelange Versäumnisse der Politik. Am Ende wird über blockierten Frühverkehr debattiert, nicht über das, was uns das Klima nachwirft.