Putin, der Entgrenzer: Die Realität des 21. Jahrhunderts soll sich vorgestrigen Sowjetfantasien und Träumen von der "russischen Welt" ("Russki mir") beugen. Staatsgrenzen trachtet er im Cäsarenwahn zu verrücken. Eskalationsstufen werden weiter angehoben. Dazu verkehrt er Angriffskrieg weiter zur "Spezialoperation", mit der er Russland "verteidige".
Nun verkündete Putin feierlich die Annexion der Regionen Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja. Nach völkerrechtlich irrelevanten Scheinreferenden – Aufnahmen zeigten bewaffnete russische Soldaten, die von Tür zu Tür gehen, um Stimmen zu "sammeln" – sollen die Gebiete fortan russisch sein. Was hat er davon?
Putin pochte im Kreml-Festsaal wieder darauf, Geschichte zu schreiben, "für immer" historische Grenzmarken zu setzen. Doch auch wenn er seine Bürger mit der Behauptung in die Ukraine schickt, sie verteidigen dort russisches Staatsgebiet: Einem Sieg wird ihn der Völkerrechtsbruch nicht näher bringen – auch die Drohung, Angriffe auf von Russland annektierte Gebiete würden als Attacke auf Russland gesühnt, nicht. Der Westen wird die Ukrainer weiterhin bei der Verteidigung ihres Staatsgebietes unterstützen.
Verhandlungen? Scheinen nun schlicht unvorstellbar: Die Ukraine wird auf die Gebiete niemals verzichten – der Kriegstreiber kann sie nicht retournieren, ohne so eine Niederlage einzugestehen. Währenddessen werden gnadenlos junge Russen zum Krieg zwangsverpflichtet: Annektiert wurde auch jede Faser von Menschlichkeit.