Gerne warnt die Politik vor der Spaltung der Gesellschaft, der Verrohung in den Sozialen Medien, mahnt zu Respekt und Dialog. Möge sich diesbezüglich nur niemand ein Beispiel an Bundeskanzlern und jenen, die es werden wollen, nehmen.

Im ORF-TV-Duell lieferten sich Kanzler Karl Nehammer und SPÖ-Chef Andreas Babler am Donnerstag einen Wettstreit in plumper Polemik. Gab sich vor allem der ÖVP-Chef in den ersten Minuten noch „Kanzler-like“ verlor er schnell die Fassung. Die ÖVP setze sich für „Eigentum statt Plattenbau“ ein, erklärte er, die SPÖ, die er in die Nähe des Marxismus rückte, würde „Horrorszenarien“ bezüglich der Armut im Land verbreiten. Nehammer sei „abgehoben“, konterte Babler, habe den Bezug zu den Menschen verloren und sei der „Totengräber der politischen Mitte“. Man unterbrach sich, lachte das Gegenüber aus, ging auf keine Argumente ein, sondern schien eine vorbereitete Liste an Angriffen abzuarbeiten. Das ist insofern bemerkenswert, da eine ÖVP-SPÖ-Koalition mit einem möglichen dritten Partner zumindest in Teilen der beiden ehemaligen Großparteien die favorisierte Variante nach der Wahl ist.

Sieger hat das Duell am Donnerstag jedenfalls keinen hervorgebracht. Verlierer sind wohl einmal mehr die Diskussionskultur im Land sowie das Vertrauen gegenüber der Politik und ihren Akteuren.