Die Ärztekammer befindet sich wieder einmal auf Kollisionskurs mit dem Bund. Das Bild, das sie dabei abgibt, ist desaströs. Die Ankündigung, Millionen für eine Kampagne gegen die Reformen ausgeben zu wollen und den Gesamtvertrag zu beenden, ist eine kommunikationstechnische Fehlbehandlung. Gerade in Zeiten, in denen die medizinische Versorgung in vielen Regionen an der Kippe steht. Die Ärztekammer wird den Menschen zum Beispiel nur schwer erklären können, warum man gegen eine Reform ist, die schnelle Umsetzung von Versorgungslösungen auch gegen ein Kammer-Veto möglich macht. Da helfen keine Millionen für die Glaubwürdigkeit.
Scheibchenweise wurde die Ärztekammer in den letzten Jahren demontiert und von Entscheidungsprozessen ausgeschlossen. Man hat aus den Konflikten nichts gelernt. Der klassische Lerndefekt statt eines Lerneffekts. Und es ist leider Realität: In Regionen, in denen sich keine Ärzte niederlassen wollen, hat das Geschäftsmodell Kassenarzt ausgedient.
Das Problem ist nur, dass es auf Bundes-, Landes- und Kassenseite nicht viel besser aussieht. Man ist zwar im Kampf gegen die Ärztekammer geeint. Aber für jahrzehntelange Versäumnisse der Politik kann auch der Sündenbock Ärztekammer nicht gerade stehen. Selbstreflexion ist ein Fremdwort. Sonst hätte man sich zusammengesetzt, damit alle Systempartner ihr Gesicht wahren können. So oder so: Für die Patienten verheißt das nichts Gutes. Das ist die Tragödie.