Die Republik Österreich quält ihre ältere Bevölkerung. Die österreichische Bundesregierung diskriminiert und terrorisiert Millionen unbescholtener Bürgerinnen und Bürger. Die Republik Österreich und die österreichische Bundesregierung haben beschlossen, mit ihren älteren Mitbürgern ab sofort nur noch online zu kommunizieren. Entweder die Alten verstehen „Tools“, „Help Desks“, „virtuelle Wege“, „ID-Austria-Kennung“, „Transparenzportal“, „Anmeldemaske“, „TAN“ etc. – oder man macht sie als Online-Aussätzige sozialtot. Man spricht mit seinen Alten chinesisch, und wenn sie es nicht verstehen, lässt man sie amtsachselzuckend sterben.
Es gibt noch immer Menschen, die – gleich nach der Geburt Mitte des 20. Jahrhunderts behördlich registriert und analog identifiziert – ihre Schulpflicht erfüllt, maturiert, studiert, promoviert und die virtuelle Realität anschließend ihr Leben lang gemieden haben, keine Handysignatur (eh schon wieder obsolet!) und keinen „geeigneten Authentifizierungsfaktor“ haben, niemals ein „digitales Amt installiert“ haben, sich nirgendwo „eingeloggt“ und weder Passwort noch Benutzername haben, zeit ihres Lebens nicht ein Produkt im Internet gekauft haben. Statt Onlinebanking gehen sie zu Fuß. Diese Menschen werden jetzt vom Online-Amts-Diskriminierungsterror der Republik Österreich weggemobbt. Digitalsozial sind sie tot.
Die Alten haben keine Stimme und keine Lobby mehr, aber sie wissen von alters her, dass es der Fortschritt an sich hat, dass er viel größer aussieht, als er ist. Die Alten wissen, dass sie von diesem Fortschritt nichts mehr haben außer Nachteile, Hürden, Schäden. Natürlich wissen sie, dass sie die „rasante technologische Entwicklung“ nicht aufhalten werden, aber sie lassen sie sich auch nicht aufzwingen. Sie wollen nicht als Staatsdigitalisierungsterroropfer enden. Einen alten Baum pflanzt man nicht mehr um.
Was die Republik Österreich und die österreichische Bundesregierung noch nicht begreifen: Sie schneiden sich ins eigene Fleisch. Indem sie justament alte Bäume zwangsumpflanzen, fällen sie sich selbst und arbeiten konsequent an ihrer eigenen Auslöschung.
Egyd Gstättner lebt als Schriftsteller in Klagenfurt.
Egyd Gstättner