Wer sich in den sozialen Medien bewegt – und wer tut das heutzutage nicht? - , kann leicht übersehen, dass das, was er im Scherz oder in verständlicher Sorge angesichts gegenwärtiger Übelstände in seinen „Account“ schreibt, für Medienkonzerne von geschäftlichem Interesse ist. Mit den gesammelten Einträgen füttert Meta, der Mutterkonzern von Facebook und Instagram, eine Künstliche Intelligenz. Die Maschine soll verstehen, wie Menschen denken. (Ob man bei den Auslassungen mancher Wutbürger von Denken sprechen kann, sei dahingestellt.) Und darauf aufbauend die Bedürfnisse potentieller Kunden kennenlernen.

Eine große Rolle für Firmen, die über Anzeigen die Basis für das Geschäftsmodell sozialer Medien liefern, spielt das Konsumverhalten der Studienobjekte. Der Mensch ist zwar „nur dort Mensch, wo er spielt“, aber was er spielt und wo, ist von kommerziellem Wert. Die unvorstellbar großen Datenmengen, die allein in Europa über 500 Millionen Menschen Tag für Tag erzeugen, waren ein Schatz, der nicht gehoben werden musste, er war frei verfügbar.

Ab dem 26. Juni gelten EU-weit neue Datenschutzbestimmungen. Es ist verboten, Daten Dritter zu verarbeiten. Es gibt allerdings ein Schlupfloch: bei „berechtigtem Interesse“ können Daten weiterhin legal genutzt werden. 

Was nun also „berechtigtes Interesse“ oder schieres Gewinnstreben ist, darum tobt ein Rechtsstreit. Nach einem Erkenntnis des Europäischen Gerichtshofs kann jeder Nutzer entscheiden, ob er monatlich für Metas Dienste bezahlen oder weiterhin kostenlos angemeldet bleiben will, um den Preis der Vermarktung seiner Daten. Ein Widerruf ist allerdings umständlich und bislang wenig aussichtsreich. Es ist unklar, ob nicht sogar gelöschte Konten doch vom Konzern genutzt werden können.

Die einfachste Lösung wäre es natürlich, Aktivitäten in sozialen Medien einzustellen. Wo kein Medium, da kein Geschäft. Aber erklären Sie das einmal Ihren Freunden, Ihren Kindern oder sich selbst...

Günter Eichberger lebt als freier Schriftsteller in Graz