Nach der Weltfinanzkrise 2008 hat die Welt aus dieser über vier Jahre anhaltenden Krise noch zu wenig dazugelernt. Sogar die Versuche, in den USA neue Anti-Kartell-Gesetze einzuführen, die großen Technologiefirmen zu zügeln, das Vermögen von Milliardären zu besteuern oder den Anteil der Arbeitslöhne am Nationalaufkommen aufzubauen, sind bislang gescheitert.

Im Gegenteil: Kurz nachdem der mit mehr als 170 Milliarden Steuergeldern gerettete US-Versicherungsriese AIG an jene, die dieses Unternehmen an den Rand der Pleite gebracht hatten, in aller Schamlosigkeit 165 Millionen Dollar an Boni ausschüttete, musste es der Welt schon klar sein:

Es geht so weiter wie bisher.

Die Dominanz der Finanzmärkte über die Realwirtschaft und die Abstände zwischen Löhnen und Gewinnen, also die Hauptursachen für solche Krisen, nehmen zu. Die Finanzmärkte treiben es rund um die Digitalisierung und Globalisierung fast so toll wie eh und je. Weiterhin sind hoch riskante Finanzprodukte zum Nachteil der realen Wirtschaft im Umlauf.

Wenn es wahr ist, dass Krisen zum kapitalistischen System so gehören wie die Sünde zur Religion, dass überdies „der Profit die Mittel heiligt“  (Hans Küng) und die Banken „Gottes Werk verrichten,“ dann sollte man sich allerdings über so manches nicht wundern.

Auch nicht über das, was die neoliberale Globalisierung bereits aus so mancher Demokratie zu machen droht. Während man sich über jene, die dafür ernste Worte finden, eher lustig macht: als könnte man ebenso gut darüber diskutieren, ob auf den Sommer der Herbst folgen sollte. Deshalb sollte man auch nicht darüber nachdenken, warum die 100 reichsten ÖsterreicherInnen bereits ein Vermögen von insgesamt 210 Milliarden Euro besitzen oder warum Populismus etwas mit legitimen Mehrheitsinteressen zu tun haben könnte.

Ganz zu schweigen von den Gründen, weshalb ein Kickl Morgenluft wittert –oder von den Aussichten, dass in 50 Jahren die Sommer das halbe Jahr lang dauern könnten. Trotz sozialer Kälte.

Bruno Kathollnig ist Autor und lebt in Villach.