Pünktlich zum Schulstart blockierten 18 Aktivistinnen und Aktivisten der "Letzten Generation" Straßen in Graz, Linz und Innsbruck. In der steirischen Landeshauptstadt klebten sich am Montagmorgen vier Klimaaktivisten auf die Fahrbahn in der Petersgasse fest, gleich neben der Privatschule Sacré Coeur. Zum Ärger der Eltern, Schüler und Autofahrer: "Das ist allen Erstklässlern gegenüber unfair, die heute ihren ersten Schultag haben", war zu hören. Ein Mann stieg aus seinem Wagen und beschimpfte Mitglieder der Gruppe, eine Frau zerrte einen Aktivisten von der Straße.
Unterstützung und Zuspruch
Auch unsere Leserinnen und Leser diskutieren im Forum ausführlich über diese Protestform und sind sehr unterschiedlicher Meinung, was die Gestaltung der Aktionen betrifft. Einige User haben durchaus Verständnis für die Straßenblockaden und verweisen dabei auf das bedeutende Ziel der Aktivisten: Klimaschutz und wirkungsvolle Klimapolitik, die tatsächlich etwas bewegt.
"Bravo, weitermachen. Es brauchte auch die 68er-Generation, um die verstaubte Nachkriegsgeneration aufzuwecken. Die Klimakrise ist Fakt, auch wenn es der Otto Normalverbraucher leugnen will und die Lösung bei den anderen in China, den USA etc. sucht", meinte "haidy112".
"Weitermachen, sonst passiert leider nichts zum Klimaschutz. Ich bin 60 und habe längst verstanden, dass die blauen und konservativen Kräfte nur auf Populismus bzw. Maximalgewinne setzen. Die interessiert die Umwelt nur, solange es Wählerstimmen und Geld bringt. Der umwelttechnische Schwachsinn mit den E-Fuels spricht Bände. Daher weitermachen mit den Protesten wie geplant, damit auch einmal die Dümmsten zum Nachdenken angeregt werden, woher die enormen, in letzter Zeit sehr gehäuft auftretenden Naturkatastrophen kommen. Österreich ist zwar klein und kann nur einen Beitrag zum Umweltschutz liefern, aber es kann eine wichtige Lehrfunktion einnehmen. Und wer nie anfängt, kann auch nie fertig werden", meint etwa "1804591reit". Auch "wirklichnicht" ergänzte in einem Kommentar: "Das Stadtgebiet ist wirklich nicht groß und alles ist zu Fuß, per Rad oder per Öffi erreichbar."
Kein Verständnis für Klimakleber
Andere Userinnen und User kritisieren die Aktionen der Gruppierung scharf. "Mit der Kleberei bringt man auch neutral oder positiv gestimmte Menschen sehr auf. Und ja, auch wenn wir in Österreich nicht mehr heizen und Auto fahren, ändert es nichts am Weltklima", meint beispielsweise "Baldur1981".
"Die Ziele können noch so 'edel' sein, es ist nicht erlaubt, dafür unschuldige Menschen in der ganzen Gesellschaft in Geiselhaft zu nehmen", schreibt "Plantago" zu den Straßenblockaden.
"Verdrängung ist genauso schlimm"
Einige Leserinnen und Leser haben wiederum einen anderen Zugang zur Thematik. Sie sind zwar nicht von den Protesten und Straßenblockaden der Klimaaktivisten überzeugt, sehen jedoch den bedeutenden Sinn dahinter und heben diesen hervor.
"Es ist immer das Gleiche. 'Wir sind eh so gut, aber die anderen ...' oder 'Sollen doch die Chinesen und die Amerikaner mal was machen, was hilft es schon, wenn wir was machen ...'. Es ist wie das Florianiprinzip – Hauptsache, es trifft einen anderen zuerst. Der Klimawandel ist da und der Teil, den wir als Menschen dafür getan haben, ist, je nach Sichtweise, größer oder eben nicht ganz so groß – aber auch der Teil ist nachweislich da. Und wir brauchen nicht auf 'die anderen' zu warten, um etwas zu tun – wir brauchen auch kein Klimagesetz, um uns an dessen Rändern entlang zu hanteln. Wir brauchen einfach nur das Teil über unserem Hals einzuschalten und dabei zu realisieren, was jede(r) von uns mit kleinen Schritten schon tun kann, um etwas zur Verbesserung beizutragen, nicht jede kleine Strecke mit dem Auto fahren, regional einkaufen, Fleischkonsum reduzieren, vernünftig heizen oder, wenn möglich, die Heizung erneuern oder PV-Anlagen installieren, duschen statt baden usw. Es gäbe so viele Dinge, die jede(r) von uns in seiner Verantwortung tun kann, damit es allen etwas besser ginge. Aber solange wir immer darauf warten, dass die 'anderen' damit anfangen, wird das Problem (Unwetter, Wetterextreme etc. ...) immer größer werden. Auch mir gefallen diese Klimaproteste nicht, da ich glaube, dass sie kontraproduktiv für die Sache sind, zumindest in dieser Form. Aber die Verdrängung, dass 'die anderen' was tun sollen, ist genauso schlimm", kommentiert "wiwo64".
"Braucht es andere Aktionen im Kampf um das Klima? Ja, es braucht kluge Köpfe, die forschen, entwickeln und erfinden. Es braucht aber sicher keine Straßenbelagerer und Sachbeschädiger", äußert "pescador".
Tina Garms