Die harsche,sprachkritische Kommentierung der Justizministerin und ihres Einpersonenstücks auf der „feministischen Probebühne“ ist in der Redaktion, sagen wir es so, nicht besonders gut angekommen. Eine Kollegin spricht ihr Unbehagen in der Blattkritik, die jetzt Plattformkritik heißt, offen an. Sie habe sich bei der Lektüre persönlich angegriffen gefühlt und erachte es für falsch und verwerflich, sich als Zeitung so dezidiert gegen den Zeitgeist zu stellen. Gegen die Sprache schon? Der Einwand hebt die Bruchlinie nicht auf. Ein Kollege stützt die Haltung der Rezensentin: Auch in seiner eigenen Blase sei der Text auf durchwachsene Resonanz gestoßen. Wir mögen mit Elitenbashing tendenziell haushalten. Grundsatzdebatte: Für wen schreiben? Ermutigung, die Gegenansicht in der Zeitung zu argumentieren. Es bleibt bei der Ermutigung.

Klima-Kleber: Radikalität aus gutem Hause.

Deutschlands frühes Ausscheiden bei der Frauen-Fußball-WM. „Jetzt sind wir auch eine Fußball-Zwergin“, pusht die „Bild“-Zeitung.

Flug mit H.C. Strache als Sitznachbarn, der Zufall tut, was er will. Er hat abgenommen und hustet stark. Der Gestrandete fährt mit der Hand über die Schulter und berichtet von seinem schweren Bandscheibenvorfall, von Lähmungssymptomen und der kostspieligen Behandlung in der Schweiz. Finanziell halte er sich mit Provisions- und Beratungsjobs über Wasser, unter anderem für eine internationale digitale Bank. Dass Freisprüche ohne Rückerstattung der Anwaltskosten erfolgen, treffe ihn schwer. Das „hoch und heilig“ geäußerte Versprechen der FPÖ, den Aufwand abzugelten, sei uneingelöst geblieben. Kontakt zu Herbert Kickl gebe es keinen mehr, er, Strache, wisse, wie dieser über ihn spreche: militante Ächtung, an die sich nicht alle in der Partei gebunden fühlten. Für den FPÖ-Obmann sei es am vorteilhaftesten, wenn er öffentlich nicht in Erscheinung trete, die Stimmung arbeite ihm auch so zu. Das beste Szenario, sagt der frühere Vizekanzler, dem man den Vizekanzler nicht mehr ansieht: Wenn Kickl mit großem Abstand Stimmenerster würde und eine breite Allianz ihn als Kanzler verhindere. Dann habe er beim nächsten Mal freie Bahn „in Richtung Absolute“. Dass es ihm, Strache, nicht gut geht, spürt man. Zweimal in kurzer Zeit fällt das Handy zu Boden. Dann zeigt er dem Sitznachbarn nicht ohne Stolz den Sportwagen eines Kunden, der ihm zum Flughafen gebracht habe. Jetzt wieder erwachsenes Kind. Es sei nicht leicht, den Schatten und das alte Leben abzustreifen. Lose Vereinbarung, über all das in der Zeitung ein Gespräch zu führen.

Lese-Empfehlung. Maria Lassnig, Am Fenster klebt noch eine Feder. Tagebuch-Notizen aus der Kärntner Abgeschiedenheit, posthum erschienen im Verlag des genialen Trotzkopfs Lojze Wieser. Die große Malerin war auch eine Schreib-Persönlichkeit, hält Peter Handke auf der Rückseite fest. Der Nobelpreisträger hat das Material aus dem Nachlass gemeinsam mit den Wiesers gesichtet. Eine Entdeckung, wie gerufen für lange Regentage.

Aus der Abgeschiedenheit des südlichsten Tals grüßt