Am schwersten ist es ja immer, schlechte Sitten wieder loszuwerden. Kennt jeder. Nägel kauen, Nase bohren, Nurmis wählen: Ich weiß auch nicht, warum man sich das so schwer wieder abgewöhnt. Fest steht, ich würde mir wahnsinnig gern und dringend Videokonferenzen abdressieren wollen. Aber ich kann nicht. Sie sind ja auch gar keine schlechte Gewohnheit, nur eine schlechte Lösung, für die es vorerst keine bessere gibt: Der Job verlangt’s, üblicherweise vier pro Tag, an manchen Tagen fünf. Ich sehe die Notwendigkeit ein, sie zieht aber ein ununterdrückbares Semperbedürfnis nach sich. Man ist damit ja auch so schön in der Mitte der Gesellschaft, meiner Schätzung nach sind höchstens holländische Glashausparadeiser noch unbeliebter als Videokonferenzen.
Ute Baumhackl