"Sie können eigentlich nichts mehr falsch machen", bescheinigten Politologen noch vor wenigen Tagen dem Oppositionsbündnis in der Türkei. Mitte Mai wird gewählt. Vier Wochen nach dem verheerenden Erdbeben, bei dem rund 50.000 Menschen ums Leben kamen, waren Präsident Erdogan und seine AKP nicht nur angezählt. Angesichts des katastrophalen Krisenmanagements der Regierung, angesichts der staatlich sanktionierten Korruption im Bauwesen, die ans Licht kam, hatte der scheinbar Unbesiegbare den Glanz verloren. Nach den Schockwellen des Erdbebens wartete ein politisches Beben bei den Wahlen.
Wenn nicht noch ein Wunder eintritt, wird es ausbleiben. Das Oppositionsbündnis beging den einzigen Fehler, der ihm nicht unterlaufen durfte: Es zerbrach, nachdem man sich nicht auf einen Kandidaten einigen konnte. Ein Riesengeschenk an Erdogan, der das Land zunehmend autoritär regiert. Jetzt ist es er, der angesichts der Schwäche des Gegners falsch machen kann, so viel er will.