Es war eine sonderbare Diskussion, die sich am Sonntagabend zur Primetime, während im ORF der Tatort lief, unter den Herausforderern von Alexander Van der Bellen auf Servus-TV entsponnen hat. Da echauffierte man sich über die Russland-Sanktionen, ging mit dem Neutralitätskurs hart ins Gericht, geißelte die Untätigkeit der Regierung bei Teuerung und Asyl, sinnierte in der Schlussphase noch über die Sinnhaftigkeit von Fracking - allesamt wichtige und richtige Themen, über die es sich trefflich zu streiten lohnt. Der Moderator, ein von mir geschätzter Kollege, vermied es allerdings, die alles entscheidende Frage zu stellen - nicht, weil ihm die Frage nicht einfiel, sondern weil sie die gesamte Sendung ad absurdum geführt hätte: „Wenn Ihnen, geschätzte Herausforderer des Amtsinhabers, diese Themen so ein Herzensanliegen sind, treten Sie da nicht bei der falschen Wahl an?“ In Österreich ist es mehr denn je der Bundeskanzler, nicht der Bundespräsident, der die Politik des Landes vorgibt.