Nein, heute einmal keine Spekulation darüber, ob der Gashahn zugedreht wird oder nicht. Heute ein Blick auf jenen Bereich, der sich noch immer stark im Windschatten der großen Teuerungskrisen bewegt: die Notsituation in Spitälern, in der Gesundheitsversorgung. Eine Notsituation mit einer Dramatik, die zu viele Krebspatienten bereits kennen, wenn sie monatelang auf eine Operation warten müssen. Und jeder von ihnen das Risiko kennt, wenn zu spät operiert wird. Dass die Erkrankung sich zu einer schwierigeren oder nicht mehr behandelbaren Situation entwickeln kann.

Letzte Woche schlug der Rektor der Medizinischen Universität Graz, Hellmut Samonigg, in einem Kommentar in unserer Zeitung Alarm und ließ keinen Zweifel daran, wie dramatisch die Situation aktuell in der Versorgung der Patienten bereits ist. Dass die Behandlungsmöglichkeiten in bestimmten Bereichen bereits substantiell eingeschränkt sind und folgenschwere negative Auswirkungen auf die Versorgung von Patienten eingetreten sind. Gestern folgte die österreichische Ärztekammer. Hätte der Bundespräsident ihren Alarmruf gehört, er hätte sie bei seiner gestrigen Rede bei der Eröffnung der Bregenzer Festspiele wohl eingeschlossen, als er die Regierung aufforderte, sie müsse jetzt, "und zwar ohne Verzögerung", das tun, "wofür sie gewählt wurde - sorry: Arbeiten, arbeiten". Und ebenso sollte er künftig seinen Appell nicht nur auf die Energiefrage begrenzen: "Die Dringlichkeit gebietet rasches, geschlossenes und entschlossenes Handeln. Und vor allem Solidarität."

„Sorry“, werden Ärzte rufen. Das betrifft auch heutige Krebspatienten und künftige Patienten. Der drohende Ärztemangel wird jetzt schlagend, 40 Prozent der Ärzte gehen bis 2027 in Pension, 40 Prozent der ausgebildeten Ärzte verabschieden sich jedes Jahr ins Ausland. Fahrlässig nennen dies Ärztevertreter. Österreich lässt gut ausgebildete Ärzte ins Ausland gehen und zuckt dabei die Schultern, statt mit entsprechend attraktiven Angeboten, Arbeitszeitmodellen, Gehältern zu reagieren.

Wann diese „Dringlichkeit“ durchdringen wird? Der Bundespräsident könnte bei künftigen Eröffnungen nicht nur auf einen vielleicht kalten Winter verweisen, sondern auch auf den leisen Tod in Spitälern.