Es war eine der größten, der an Luftblasen nicht armen Regierungsarbeit von Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). „Alles was hier lukriert wird, nämlich die eine Milliarde bis 2023, kommt den Patientinnen und Patienten zugute“, erklärte Kurz am 14. September 2018 stolz. Es war der Tag, an dem seine Koalitionspartnerin, Sozialministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ), einen mehr als 100-seitigen Ministerialentwurf zur organisatorischen Reform des Sozialversicherungswesens, der Zusammenlegung von Sozialversicherungsträgern, einbrachte. Auch FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch frohlockte an jenem Tag in einer Aussendung des Freiheitlichen Parlamentsklubs: „Der neuen Regierung ist hier ein großer Wurf gelungen, ein Wurf, der den Patienten zugutekommen wird und nicht einem aufgeblähten sieben Jahrzehnte alten Funktionärspool. Fairness und Gerechtigkeit stehen hier im Mittelpunkt – aus der Verwaltungsmilliarde wird eine Patientenmilliarde“, wurde Belakowitsch zitiert. Und: „In Zahlen bedeutet das eine Reduktion von 21 Generaldirektoren auf fünf und ein Einsparungspotential von einer Milliarde Euro bis zum Jahr 2023.“ In dem von Hartinger-Klein vorgelegten Entwurf war von diesem Potenzial zunächst keine Rede, es wurde später in die Regierungsvorlage „hineinkalkuliert“ – der politische Spin sollte untermauert werden.