Die Welt ist oft banaler, als man glaubt. Unter Hochspannung verfolgt das politische Washington derzeit die öffentlichen Anhörungen des Ausschusses, der die gewaltsame Erstürmung des US-Kapitols im Jänner 2021 untersucht. Fünf Menschen kamen dabei ums Leben. Donald Trump hatte seine Anhänger zuvor aufgewiegelt – mit der Behauptung, ihm sei der Wahlsieg gestohlen worden. Mehrere Untersuchungen und Gerichtsurteile haben den Sieg Joe Bidens einwandfrei bestätigt, doch Trump hält fest an seiner Mär. Für die USA geht es um die Grundlagen ihrer Demokratie – freie, faire Wahlen.
Doch wie kam Trump zu seiner "Betrugsgeschichte"? Seit der gestrigen Anhörung weiß man mehr: Rudy Giuliani, Trumps persönlicher Anwalt, hatte offenbar einen zu viel über den Durst getrunken. "Giuliani hat ihm geraten, sofort zu erklären, er habe gewonnen und darauf zu beharren, dass weiter Stimmen gezählt werden, Stimmen, die angeblich gefälscht worden seien", berichtete Jason Miller, einer von Trumps Beratern, vor dem Ausschuss. Und: "Giuliani war definitiv betrunken." Trump entschied sich, Giuliani zu folgen – gegen den Rat seines Schwiegersohnes, gegen den Rat seines Wahlkampfmanagers und trotz des mehrfachen Widerspruchs seines Justizministers William Barr. "Trump verlor damals den Kontakt zur Realität", sagt Barr heute.
Die Fakten kommen nun schonungslos auf den Tisch – ein wichtiger Schritt. Ob sie aber zur Ausnüchterung des Trump-Lagers reichen, steht in den Sternen (nicht im Glas).