Wer hätte das gedacht: In Deutschland sind laut Umfrage des Instituts Insa mit Wirtschaftsminister Robert Habeck, Außenministerin Annalena Baerbock und Agrarminister Cem Özdemir erstmals drei Minister der Grünen die beliebtesten Politiker des Landes. Dieses Ranking überrascht nur im ersten Moment, der Aufwind ist durchaus multikausal.

Klar ist: Die Konkurrenz macht es den grünen Lieblingen nicht allzu schwer. Olaf Scholz (nur Rang 7) etwa, der eine "Zeitenwende" heraufbeschwor, scheint eher am eigenen Seitenende angelangt zu sein: Inmitten eines von Krieg erschütterten Europas wirkt er weiter wie in ratloser Trance. Am Image des Zauderkanzlers änderte auch eine Wutrede am Gewerkschaftspodium wenig. CSU-Chef Markus Söder (er fiel von Platz 5 auf Rang 8) scheint – wie Friedrich Merz (nur Rang 12) bzw. die gesamte Union – die Menschen nicht "abzuholen".

Baerbock gewann indes an Kontur, sie steht ihre Frau im hochbrisanten Amt. Habeck gelang es, die ökonomischen Weichen glaubhaft auf Neuanfang zu stellen – nicht zuletzt, um Deutschland relativ zeitnah aus dem Würgegriff des fossilen Kreml-Machthabers befreien zu können. Özdemir leitet ein Ressort, das in einer globalisierten Welt voller Fallstricke noch relevanter wurde. Ja, hier sind wichtige Themen besetzt.

Spitzzüngige könnten anmerken, dass die Erwartungen an die Regierungsgrünen derart niedrig waren, dass sie eigentlich nur positiv überraschen konnten: Das wäre eine Schmälerung von gut erkennbarer Sachpolitik.