Es ist schon zum Haareraufen: Da hält Joe Biden an einem wichtigen Ort, zu einem heiklen Zeitpunkt, eine als historisch angelegte Rede – und stolpert im letzten Satz über sich selbst. "Um Gottes willen, dieser Mann kann nicht an der Macht bleiben", sagte der US-Präsident. Und auch wenn er den Namen des russischen Präsidenten nicht ausgesprochen hat, ist klar, dass er damit wohl kaum den Papst gemeint haben wird. Ob Biden eine Art Stoßgebet ins Mikro sprach oder doch einen offenen Aufruf zum Sturz des Kreml-Chefs – das ließ er offen.
Der Satz, der laut US-Medien gar nicht im Redeskript Bidens stand, ist richtig und unklug zugleich. Richtig ist er deshalb, weil jemand, der sein Nachbarland überfällt, der bereit ist, über Leichen zu gehen – über jene von Kindern in der Ukraine genauso wie jene von Tausenden Russen, die er in diesen verbrecherischen, sinnlosen Krieg schickt – moralisch jedes Recht verloren hat, einen Staat anzuführen. Putin versucht, die Ukraine zu zerstören und stößt zugleich auch sein eigenes Land in den Abgrund.