Die meisten Landkinder sind Vollprofis in „Shinrin Yoku“. Was man in Japan „Waldbaden“ nennt, war für unsereins ein Streunen im erweiterten Wohnzimmer. Einmal erwachsen, muss man es sich wieder angewöhnen, dieses Gehen durch den Wald mit allen Sinnen. Gerade im Vorfrühling verhält sich das Waldbaden in etwa so, als würde man in einem leeren Schwimmbecken seine Bahnen ziehen wollen: der Boden bummvoll mit Laub, überlagert von einer Farbsymphonie in Beige. Aber gerade zu dieser Zeit wird der Wald zum Mikrokosmos der kleinen Wunder: Da ein Überschwang an Schneeglöckchen, dort leuchten die Krokusse, während Hänsel & Gretel sich noch aus dem Boden quälen.

Und wenn man ganz still ist (Handy nur benutzen, wenn man wie Alice im Wunderland in ein Kaninchenloch fällt!), dann sind sie plötzlich da: Ein kleiner Trupp Rehe, gut getarnt im lichten Unterholz, der sich von hinten dank ihrer Spiegel wie ein elegantes Windelhosenballett ausnimmt. Und während der Specht bis zum Kopfweh hämmert, hat einer den Kater zum Maßstab erhoben: Singt ein Vogel „Gösser-Bier-Bier-Bier!“, dann ist es der Pirol, wie mein Biologielehrer zu sagen pflegte. Ach ja, dann ist vermutlich auch schon Jausenzeit.